Anfang Woche waren Mitglieder der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF) in Berlin. Mit deutschen Parlamentariern besprach die Schweizer Delegation «die zentrale Rolle der Eisenbahn bei der Bewältigung des Verkehrswachstums und der gleichzeitigen Reduktion der Emissionen», wie es danach in einer Medienmitteilung hiess.
Emissionsfrei fuhren die Politiker unter anderem mit einem Elektrobus der Berliner Verkehrsbetriebe. «Fazit: Schnell und sauber», wie die Schweizer Botschaft anschliessend auf Twitter jubilierte.
Schnell war auch die Anreise der Delegation, sauber grösstenteils eher nicht: Zwölf der Teilnehmer flogen, einer reiste
per Zug nach Berlin. Den
Verkehrspolitikern der Schweizer Öko-Parteien gefällt das gar nicht. «Das Reisli steht der Verkehrskommission ganz schlecht an», sagt etwa der Präsident der Grünliberalen, Jürg Grossen (49). Obwohl KVF-Mitglied, war Nationalrat Grossen nicht mit von der Partie. So blieb die Reise Vertretern der grossen Parteien vorbehalten. «Selbst wenn ich eine Einladung erhalten hätte, wäre ich nicht mit nach Berlin», hält der Berner Oberländer fest.
Einschränken sollen sich die anderen
Grossen kritisiert namentlich die Sozialdemokraten, die mit Nationalrätin Edith Graf-Litscher (54) und Ständerat Claude Janiak (70, BL) die Verkehrskommissionen beider Räte präsidieren: «So ist es halt mit der SP. Gegen aussen politisiert man gerne ökologisch, einschränken aber sollen sich bitte die anderen.»
Auch der Grünen-Nationalrat Michael Töngi (51) kann mit dem Ausflug seiner Kollegen wenig anfangen. «Im Anschluss an die Sitzung vom Montag hätten sie bequem den Nachtzug nehmen können», sagt der Luzerner. «Klar, wir haben alle wenig Zeit, aber wenn man über die Senkung der Treibhaus-Emissionen diskutiert, dann wäre es angezeigt, für Distanzen wie nach Berlin eben gerade nicht zu fliegen.»
Jedes Mitglied der Delegation hatte die Wahl
Kommissionspräsidentin Graf-Litscher erstaunt die Kritik. «Jedes Mitglied der Delegation hatte die Wahlmöglichkeit, mit der Bahn oder per Flugzeug zu reisen», sagt die Thurgauerin. Es sei auch nicht nur um Verkehrs-, sondern auch um Medienpolitik gegangen. Auf dem Programm standen Gespräche mit Vertretern von ARD, ZDF und dem CEO des Verlags Axel Springer. «Es war eine Abwägung: Die Reise mit dem Zug hätte mindestens einen zusätzlichen Tag mehr benötigt», so Graf-Litscher.
Sie sehe das wie die Mehrheit der Bevölkerung: «Je nach Situation ist die Bahn das beste Transportmittel, einmal ist es das Auto und bei weiten Distanzen auch das Flugzeug.»