Sie sind gleich alt und in derselben Partei – vertreten aber bei der Frage, ob die Olympischen Winterspiele 2026 in der Schweiz stattfinden sollen, fundamental gegensätzliche Ansichten: Der Berner SP-Ständerat und «Sion 2026»-Vizepräsident Hans Stöckli (65) und SP-Nationalrätin Silva Semadeni (65), Kopf der erfolgreichen Olympia-Nein-Kampagne 2013 in Graubünden.
Im Live-Talk auf Blick.ch zofften sich die Genossen über Kosten, Nutzen und Nachhaltigkeit des Sport-Grossanlasses in der Schweiz.
Für Stöckli war der Fall klar: Die sportbegeisterten Schweizer könnten nicht immer nur ihre Athleten an Spiele im Ausland schicken: «Es ist wie in der Familie», so der Berner. «Man kann nicht immer nur zu den anderen ans Weihnachtsfest gehen, man muss auch mal selbst einladen.»
Dies umso mehr, wenn quasi alle Spielstätten und die gesamte Infrastruktur vorhanden sei. «Es ist Zeit, dass die Olympische Idee dahin zurückkehrt, wo der Skisport entstanden ist.»
«Ich spüre keine Begeisterung»
Semadeni konterte scharf: Die Olympische Idee habe sich in den letzten Jahren so stark verändert, dass es nicht mehr wünschenswert sei, sie in die Schweizer Alpen zu holen. Dem Versprechen der kleinen und weissen Spiele schenkt sie keinen Glauben: «Das Olympische Komitee IOC bestimmt, wie die Spiele aussen: immer auszusehen haben: immer grösser, immer gigantischer», so die Bündnerin.
Sie spüre daher auch keine Begeisterung in der Bevölkerung für diesen Grossanlass. «Die Leute sehen, dass das IOC kassiert, und sie zahlen müssen.»
«Es wird nicht bei dieser Milliarde bleiben»
Grösster Streitpunkt der beiden Genossen war das Geld. Semadeni fand, dass die eine Milliarde, die der Bund als Defizitgarantie sprechen musste, besser ausgegeben werden kann – für Prämienverbilligungen, Bildung, und Sportförderung. Und die prophezeite: «Es wird nicht bei dieser Milliarde bleiben.» Alle Spiele seien deutlich teurer geworden als zunächst versprochen.
Stöckli hingegen versicherte, dass das Budget sehr konservativ gemacht worden sei. «Natürlich weiss niemand, wie es 2026 aussieht, aber wir haben die besten Spezialisten hinzugezogen. In den budgetierten 2,4 Milliarden Kosten ist alles drin.»
«Das glaubt doch kein Mensch!», konterte Semadeni, worauf ihr Stöckli unterstellte, «wissentlich falsche Aussagen zu machen, um der Bevölkerung weiszumachen, wir hätten das nicht im Griff».