Selten zuvor ist einem Armeechef dermassen der Kragen geplatzt wie André Blattmann kürzlich an einem Offiziersanlass. Dabei ging es um das von seinem Chef Guy Parmelin sistierte Projekt zur Beschaffung von bodengestützten Luftverteidigungssystemen (Bodluv).
Blattmann titulierte «SRF»-Mann Sandro Brotz nicht nur als «Kotz» und wollte den «Verräter» auf «die Schlachtbank» führen – er kritisierte indirekt auch Parmelin für seinen Sistierungs-Entscheid. «Es ist nicht im Projekt lusch, sondern bei einzelnen Akteuren», erklärte er wörtlich.
Die Posse hatte nun ein Nachspiel. Parmelin hat Blattmann gestern zu sich zitiert. «Es hat ein Vieraugengespräch stattgefunden zwischen dem Chef der Armee und dem Vorsteher des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport», sagt VBS-Kommunikationschef Urs Wiedmer dem «TagesAnzeiger».
Dabei habe der SVP-Bundesrat dem Korpskommandanten «dezidiert dargelegt, dass es nicht angezeigt ist, dass militärische Kader sich zum sistierten Rüstungsprojekt Bodengestützte Luftverteidigung (Bodluv) äussern, solange die Untersuchungen noch laufen».
Parmelin hat die Militärjustiz beauftragt, herauszufinden, wer vertrauliche Dokumente an die Öffentlichkeit weitergegeben hatte. Eine Administrativuntersuchung soll zudem die Probleme beim Bodluv-Projekt untersuchen.