US-Verteidigungsministerium stellt F-35 miserables Zeugnis aus
Super-Jet ist ein Problemfall

873 Softwaremängel zählt das US-Verteidigungsministerium beim F-35. Hinzu kommen schwerwiegende Probleme bei der Treffsicherheit der Bordkanone. Der neuste Bericht aus dem Pentagon wirft kein gutes Licht auf den Kampfjet, dessen Kauf sich auch die Schweiz überlegt.
Publiziert: 03.02.2020 um 22:34 Uhr
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Aktualisiert: 04.02.2020 um 11:39 Uhr
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Ein F-35 beim Test vergangenen Sommer auf dem Armeeflugplatz in Payerne FR.
Foto: AFP
Lea Hartmann

Laut dem US-Flugzeugbauer Lockheed Martin ist er der «tödlichste Kampfjet der Welt». Doch der F-35 ist vor allem eins: ein Problemfall. Seit Jahren macht das Tarnkappenflugzeug, dessen Beschaffung auch in der Schweiz zur Diskussion steht, wegen zahlreicher teilweise schwerwiegender Mängel Schlagzeilen. Nun liefert ein neuer Prüfbericht des US-Verteidigungsministeriums den Kritikern des Ami-Kampfjets neue Munition.

Das kürzlich veröffentlichte Papier, über das zuerst Bloomberg berichtete, zeigt auf: Die Liste der Probleme des Jets der neusten Generation ist noch immer lang. Sehr lang sogar: 873 Software-Fehler haben die Prüfer ausgemacht. Das sind zwar etwas weniger als vor einem Jahr. Doch noch immer bestehen 13 Mängel, die unter die Kategorie 1 fallen – also die Sicherheit oder die Kampfbereitschaft beeinträchtigen. Das sind nur zwei grobe Mängel weniger als vor zwölf Monaten.

Risse in der Bordkanone

Auch die Hardware bereitet nach wie vor Schwierigkeiten. Bereits früher ist bekannt geworden, dass die Bordkanone danebenschiesst. Das ist den neusten Tests zufolge noch immer der Fall. Die Ungenauigkeit sei «inakzeptabel», hält das US-Verteidigungsdepartement fest. Lockheed Martin habe zwar bereits Korrekturen vorgenommen. Noch seien die Tests, die die Verbesserungen beweisen sollen, aber nicht abgeschlossen.

Im Bericht ist zudem die Rede von Rissen, die Spezialisten nahe der Kanonenmündung gefunden haben. Die US-Luftwaffe hat den Einsatz der Kanonen deshalb eingeschränkt.

Ein Lockheed-Martin-Sprecher verweist gegenüber BLICK jedoch darauf, dass just bei der Kanone «bedeutende Fortschritte» erzielt worden seien. Beispielsweise sei ein Software-Update durchgeführt und eine Ausrichtungshilfe installiert worden. Test im Dezember hätten eine bessere Zielgenauigkeit ergeben.

Zweite Offerten-Runde läuft

Der F-35 ist einer von vier Kampfjet-Typen, die der Bundesrat derzeit als Ersatz für die F/A-18 der Schweizer Luftwaffe in Erwägung zieht. Neben dem Kampfjet von Lockheed Martin sind noch der Rafale von Dassault (Frankreich), die F/A-18 Super Hornet von Boeing (USA) und der Eurofighter von Airbus (Deutschland) im Rennen. Nach Tests auf dem Armeeflugplatz in Payerne VD läuft derzeit die zweite Offerten-Runde. Bis im August haben die vier Unternehmen Zeit, dem Bund ein zweites Angebot zu unterbreiten.

Bevor sich Verteidigungsministerin Viola Amherd (57, CVP) allerdings für einen Typ entscheiden kann, muss der Kampfjet-Kauf an der Urne bestehen. Die Gesellschaft für eine Schweiz ohne Armee (GSoA), SP und Grüne haben das Referendum gegen den Grundsatzentscheid, Kampfjetszu kaufen, ergriffen. Es geht um insgesamt sechs Milliarden Franken.

Wie die «SonntagsZeitung» berichtet hat, haben die Gegner bei der Unterschriftensammlung einen Senkrechtstart hingelegt. Nach nur drei Wochen sind schon über die Hälfte der Unterschriften beisammen. Die Referendumsfrist läuft noch bis Anfang April.

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