Untröstlich steht sie am Freitag vor der Stadtkirche von Glarus, nimmt die Beileidsbekundungen entgegen, kämpft mit den Tränen. Es ist ein schwerer Gang für Ursula Abgottspon (43). Am Samstag vor einer Woche hat sie ihren Lebenspartner This Jenny († 62) verloren. Er litt an Magenkrebs.
«Ich bin nur noch ein halber Mensch, ich fühle mich entzweit», sagt sie zu SonntagsBlick. Noch vor sechs Wochen waren sie und This zuversichtlich. «Wir hofften, noch ein paar Jahre geschenkt zu bekommen. Wir haben uns so sehr auf die Zukunft und unsere gemeinsame Zeit gefreut!» In diesen traurigen Tagen denke sie auch an Jennys Kinder und die ganze Belegschaft seines Bauunternehmens.
This wollte in diesem Winter vier Tage pro Woche in Zermatt VS bei seiner Ursula sein und viel Ski fahren. Sie sagt: «Die kommenden Tage, Wochen, Monate und Jahreszeiten ohne ihn erscheinen mir im Moment wie ein unüberwindbarer Berg.»
Gestern Vormittag nahm Ursula Abgottspon ein zweites Mal Abschied. Im engsten Familienkreis wurde ihr This auf dem Friedhof von Glarus beigesetzt. Der reformierte Pfarrer Sebastian Doll leitete die Feier. Auch die drei Kinder von Ursula Abgottspon waren dabei.
Auf dem Friedhof beigesetzt wurde nur ein Teil der Asche – jene, die für die Ex-Frau des alt Ständerats und die gemeinsamen Kinder bestimmt war. Der Rest ist Jennys Lebensgefährtin zugedacht. Abgottspon wird ihren Teil der Asche mit nach Hause nach Zermatt VS nehmen. Darauf hat sie sich mit den Angehörigen verständigt.
Nach der Abdankungsfeier wurden Details zu den letzten Stunden von This Jenny bekannt. Der beliebte ehemalige Ständerat hatte sich am vorletzten Freitag entschieden, seinem Leben ein Ende zu setzen. Dies teilte er aus dem Spital seinem Sterbebegleiter mit, Exit-Pfarrer Werner Kriesi (82).
Jennys letzte Stunden
Bereits im Frühling hatte sich Jenny bei Kriesi gemeldet. Er erklärte seine Absicht, den Freitod zu wählen, wenn er im Leben keinen Sinn mehr sehe und das Leben nur ein einziges Leiden sei, wie Kriesi in seiner bewegenden Ansprache während der Abdankungsfeier erzählte.
Vor wenigen Wochen habe Jenny ihn erneut angerufen und gesagt, er unterziehe sich einer weiteren Chemotherapie, probiere es noch einmal. In der darauffolgenden Woche dann ein vielsagender Telefonanruf von This Jenny. Er sagte: «Jetzt muss ich es annehmen. Ich schicke mich hinein und gehe meinen Weg.» Auch vor Jennys letzter Nacht sprach Kriesi mit ihm. «Ich fragte ihn: Wie fühlen Sie sich?» Darauf antwortete Jenny: «Das ist für mich eine Nacht wie jede andere.»
Einen Tag später, am 15. November, nahm Jenny kurz nach 16 Uhr das tödliche Medikament ein, das ihn von seinem Krebsleiden erlöste. Der erfolgreiche Unternehmer starb in Glarus, im Kreise seiner engsten Vertrauten.
Zu ihnen gehörten seine Partnerin Ursula Abgottspon, seine Ex-Frau Heidi sowie die beiden Kinder Matthias und Bettina. Ausserdem dabei war sein Freund und SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli (54), der die Öffentlichkeit über das Ableben Jennys informierte. Mörgeli war es auch, der bei der Abdankungsfeier den Lebenslauf seines Parteikollegen verlas.
Laut Kriesi war This Jenny bis zum letzten Moment «heiter gelöst und entspannt». Er habe bei einem Sterbenden kaum je eine so enorme Kraft gespürt. «Wir haben sein Sterben nicht als Kampf, sondern als Hinübergleiten in eine andere Welt erlebt.» Die Seele von This sei bis zuletzt hell und freundlich gewesen.
«Grosser Gott, wir loben dich», sangen die Trauernden in der übervollen Kirche zum Schluss der Abdankungsfeier in Glarus. Dabei war Jenny kein gläubiger Mensch. Den Tod verglich er in einem SonntagsBlick-Interview mit «ewigem Schlaf».
Ursula Abgottspon sagt traurig: «Seine Fürsorge, seinen Humor, seine offene und ehrliche Art werden wir alle unser Leben lang vermissen.»