Herr Müller, Alpiq schreibt einen Riesenverlust. Das trifft auch den Kanton Solothurn als Aktionär. Was sagen Sie als Solothurner dazu?
Stefan Müller: In Solothurn als beteiligtem Kanton bereitet das natürlich grosse Sorgen. Vor allem, dass es jetzt offenbar an die Substanz geht. Das Tafelsilber wird verscherbelt! Das gibt zu denken.
Müssen nun Kantone und Gemeinden einspringen und Wasserkraftwerke und Staudämme kaufen?
Darauf wird schon länger spekuliert. Doch es stellen sich für mich zuerst zwei Fragen. Erstens, ist die Alpiq tatsächlich «too big to fail»? Also so gross, dass sie im schlimmsten Fall gerettet werden muss? Zweitens, ist sie wirklich gefährdet? Um diese Fragen zu beantworten, müsste die Alpiq ihre Bücher offenlegen. Stand heute gilt für mich bei beiden Fragen: Nein. Es gibt keinen Grund für die öffentliche Hand, dass sie hier eingreift.
Ist nicht die Politik mit ihrer Energiewende Schuld am Desaster?
Diese Sicht ist viel zu einfach. Fakt ist, die Energiepreise sind kaputt. Daran trägt die Energiewende die kleinste Schuld. Das Problem ist doch: Fossile Energien wie Erdöl, Gas und Kohle werden massiv subventioniert, da bleiben nachhaltige Energien wie die Wasserkraft auf der Strecke. Die Subventionierung erneuerbarer Energien trägt zwar auch ihren Teil zur Problematik bei, ist aber sicher nicht der Ursprung!
Wäre eine Verstaatlichung der Stromindustrie mit fixierten Preisen die Lösung?
Was haben wir heute? Einen Pseudomarkt mit zum grossen Teil in staatlichem Mehrheitsbesitz befindlichen Konzernen. Angesichts der heutigen Unsicherheit müssen aber sicher nicht auch noch die Produktionsanlagen verstaatlicht und der Markt gleich ganz ausgeschaltet werden.