«Ich habe die Hälfte meines Erwachsenenlebens ausserhalb meines Heimatlandes, den USA, verbracht. Seit acht Jahren bin ich jetzt in der Schweiz. Ich habe hier gerade erst eine Wohnung gekauft und möchte langfristig viel Zeit in der Schweiz verbringen.
Die ‹Schweizer Qualität› oder ‹Swissness› beeindruckt mich als Privatmensch und als Unternehmer, denn es ist nicht einfach ein Schlagwort, sondern ein Lebens‐, Arbeits‐ und Regierungsstil. Die USA könnten einiges von der Schweizer Form der direkten Demokratie lernen. Natürlich liebe ich die USA. Ich wurde da geboren, und es gibt viele tolle Dinge dort.
Ich wuchs in einer Arbeiterfamilie aus Brooklyn beziehungsweise Long Island auf. Die Arbeiterklasse und alle, die heute ihren Unmut zum Ausdruck bringen, halten das aktuelle System in den USA für kaputt, besonders weil die Einkommensunterschiede noch nie so gross waren wie heute.
Die Bürger müssen unbedingt selbst mehr Verantwortung übernehmen und sich stärker am politischen Prozess beteiligen. Wir müssen aufwachen: Ohne Engagement bekommen wir die Leader, die wir verdienen.
Ein Albtraum namens Trump
Auch ich habe mich im Vorfeld gegen den ichbezogenen und abstossenden Wahlkampf von Donald Trump ausgesprochen. Meine Familie hat geschlossen nicht ihn gewählt, zusammen mit meinem 87 Jahre alten Vater gelten wir neu als unabhängige Wähler.
Am Wahltag wurde mein Albtraum Realität: Zu viele Menschen, die an die Grundsätze des Gemeinwohls glauben, blieben den Urnen fern, und jetzt haben wir einen Präsidenten Tweet – ich meine natürlich Präsident Trump.
Im Wahlkampf griff er grossspurig das politische System an und sagte, was immer die Menschen hören wollten. Mittlerweile ist offensichtlich, dass es ihm an Grundprinzipien der Regierungsführung fehlt.
Die Demokraten klammern sich derweil an den Status quo, und die Republikaner verkommen zur Partei der Neinsager. Trump hat gewissermassen recht, wenn er sagt, das Wahlsystem funktioniere nicht.
Das System mit den Superdelegierten bei den Demokraten kann tatsächlich als manipuliert bezeichnet werden, so wie die Anpassungen bei den Kongressbezirken, mit denen sich die Republikaner einen Vorteil zugeschanzt haben. Das Wahlmännersystem sollte überarbeitet werden, denn es war nicht Trump, sondern Hillary Clinton, welche die meisten Wählerstimmen erhalten hatte.
Keine Kompromisse, kein Anstand
Das Zweiparteiensystem in den USA ist aus den Fugen geraten. Demokraten und Republikaner ziehen sich in ihre Traumwelten zurück. Gleichzeitig werden beide Parteien immer mehr von Meinungsforschern und politischen Extrempositionen gesteuert und entfernen sich von der politischen Mitte. Mittlerweile gelten Kompromisse leider nicht mehr als erstrebenswert, genauso wenig wie Anstand.
Ich habe die Hoffnung, dass gesunder Menschenverstand und echte positive Werte am Ende obsiegen werden. Konservative Demokraten und liberale Republikaner, vereinigt euch und gründet eine neue Partei: die Partei der Vernunft!»
Der US-Bürger Eric Tveter (58) ist seit 2009 CEO von UPC, die damals noch Cablecom hiess. Er lebt in Meilen ZH.