Unverbraucht und wenig bekannt wie die Überraschungssiegerin von 1999
Ist Heidi Z'graggen die neue Ruth Metzler?

Exekutiverfahrung, lockere Ausstrahlung, kein starkes Berner Netzwerk: Ruth Metzler hatte 1999 eine ganz ähnliche Ausgangslage wie heute Heidi Z'graggen und schaffte es in den Bundesrat.
Publiziert: 24.11.2018 um 00:44 Uhr
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Aktualisiert: 26.11.2018 um 08:00 Uhr
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Heidi Z'graggen ist zwar als Nicht-Parlamentarierin eine Aussenseiterin in Bern. Doch vor ihr schafften auch schon andere Regierungsrätinnen die Wahl – so Ruth Metzler.
Foto: Keystone
Andrea Willimann

Aufs Heidi wetten derzeit viele mehr als ein Vreneli. Aber hat die Regierungsrätin Heidi Z'graggen (52) aus Uri wirklich eine Chance im fernen Bern? Viele meinen, ihr könnte es gelingen, was 1999 die damals unbekannte Frau Säckelmeister aus Appenzell-Innerrhoden, Ruth Metzler (54), schaffte: Bundesrätin zu werden.

Einige Parallelen sprechen dafür – abgesehen davon, dass beide ihre Politerfahrung in Mini-Kantonen sammelten. So will die CVP erneut unbedingt eine Frau in die Regierung schicken und bringt deshalb ein Zwei-Frauen-Ticket.

«Das ist sicher eine entscheidende Weiche», sagt Ruth Grossenbacher (82), Solothurner alt CVP-Nationalrätin und damalige «Gotte» von Metzler. «Es war 1999 mein Antrag in der Fraktion, dass es ein Zweierticket gebe. Mit der St. Galler Regierungsrätin Rita Roos und der jungen Ruth Metzler wurde somit eine echte Damenwahl möglich.»

Unverbrauchtes Image

Auch ihre Unverbrauchtheit und Spontanität verbinden die lockere Z'graggen und die damals erst 34-jährige Metzler. Der Öffentlichkeit gefällt es, wenn auf dem Berner Parkett ganz neue Gesichter auftauchen, die (noch) frisch von der Leber reden.

Die Konkurrenz hingegen muss vor allem Fehler verteidigen. 1999 wurde der bekannteren St. Galler Regierungsrätin Rita Roos (67) Arroganz und Bundesratsgehabe vorgeworfen. Z'graggens Konkurrentin, die Walliser CVP-Nationalrätin Viola Amherd (56), muss sich Kritik wegen ihrer Notariatstätigkeit gefallen lassen.

Doch bei allen Parallelen: Es gibt auch Differenzen, die dazu führen können, dass am 5. Dezember CVP-Kronfavoritin Viola Amherd die erste Geige spielen könnte. Seit 1987 machen bei Bundesratswahlen zwei von drei Mal die Kronfavoriten das Rennen. Sie konnten sich schon länger vor der Wahl in Bern vernetzen – erst recht, wenn sie bereits im National- oder Ständerat sassen.

«Der Rückhalt in der Fraktion ist entscheidend»

Während Metzler und Roos beide nicht dem «Berner Club» angehörten, besitzt Amherd nach 13 Jahren im Nationalrat gegenüber Z'graggen einen eindeutigen Vorteil. Denn eigentlich wählen Parlamentarier am liebsten unter sich. Davon ist auch Grossenbacher überzeugt. Sie versprächen sich dadurch weniger Überraschungen und später einen guten Zugang zum Bundesrat.

«Daher ist auch der Rückhalt in der Fraktion so entscheidend!», sagt Metzlers «Gotte». Gute Kollegen würden sich hinter den Kulissen in allen Parteien für ihre Favoriten einsetzen. 1999 konnte sich Metzler diesen Fraktionsrückhalt ergattern. «Neben mir haben sich CVP-Nationalrat und Bauernverbandsdirektor Melchior Ehrler und die damalige CVP-Frauenpräsidentin Brigitte Hauser-Süess voll für Ruth Metzler eingesetzt», erzählt Grossenbacher. 

Und am Ende bleibts ein Krimi

Heute weibelt Hauser-Süess für Amherd und hofft wohl, dass sich der Zufallskrimi vom 11. März 1999 nicht wiederholt. Roos ging am Tag der Entscheidung als Favoritin ins Rennen, und erst im dritten Wahlgang lag Metzler mit ihr obenauf. Beide erhielten je 122 Stimmen, eine zu wenig für das absolute Mehr. Ein Stimmzettel mit dem Namen Roth wurde für ungültig erklärt. Im vierten Wahlgang setzte sich Metzler dann durch.

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