Untersuchung wird über definitives Schicksal der Post-Chefin entscheiden
Bis im Frühling bleibt Ruoff sicher am Steuer – und danach?

Post-Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller verspricht eine «lückenlose» Aufklärung des Postauto-Bschisses. Und er präsentiert verschiedene Massnahmen für den Postkonzern. Die Freistellung der Konzernchefin gehört nicht dazu.
Publiziert: 16.02.2018 um 00:21 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:30 Uhr
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Halten die von der Post getroffenen Massnahmen für ungenügend: Die Nationalräte Evi Allemann (SP), Thierry Burkart (FDP, l.) und Ulrich Giezendanner (SVP).
Foto: BLick
Sermîn Faki, Pascal Tischhauser

Es ist eine Bankrotterklärung. Als Post-Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller (65) gestern um 14 Uhr vor die Medien tritt, muss er über «den gravierenden Schaden» sprechen, den die Post durch den grössten Subventions-Bschiss der Schweizer Geschichte erlitten hat. Er muss einräumen, dass es sich dabei um «ein Systemproblem ungeahnten Ausmasses und um ein Versagen auch der Kontrollinstanzen während vieler Jahre» gehandelt hat. «Unentschuldbar.»

Und doch hat es die Enthüllungen des BLICK gebraucht, damit der Verwaltungsrat (VR) der Post am Mittwoch überhaupt zur Krisensitzung zusammensass. Auch der Bonus-Stopp für die Postauto-Chefs und Konzernchefin Susanne Ruoff (60) ist BLICK zu verdanken, wie Schwaller zugibt (siehe Interview).

«Postauto gehört zur Post»

Der Freiburger alt CVP-Ständerat warnte vor Vorverurteilungen, betonte, «Postauto gehört zur Post» und stärkte Ruoff demonstrativ den Rücken. Um gleich darauf anzumerken, er wolle in zwei, drei Monaten Klarheit haben darüber, wer wie geschummelt oder gar betrogen hat und welche Unterlassungen allenfalls der Konzernleitung zur Last gelegt werden müssen. Danach, versprach Schwaller, werde er Konsequenzen ziehen.

Heisst: Zumindest bis die interne Untersuchung abgeschlossen ist, kann die Post-Chefin bleiben. Schwaller stellte in Abrede, dass Ruoff zu angezählt sei, um einen Konzern mit über 8 Milliarden Franken Umsatz zu leiten. Er selbst erweckte aber nicht den Eindruck, er schenke seinen eigenen Beteuerungen restlos Glauben. Möglicherweise haben auch arbeitsrechtliche Überlegungen eine Rolle gespielt beim Entscheid, Ruoff die Stange zu halten.

Entscheid könnte auf Schwaller zurückfallen

So bleibt nach Schwallers Auftritt fraglich, ob der Verwaltungsrat sich und der Konzernchefin mit dem Entscheid einen Gefallen getan hat. Denn, wie mehrere Beobachter anmerken, könne dieser schnell auf Schwaller und selbst auf CVP-Bundesrätin Doris Leuthard (54) zurückfallen.

Auch konnte Schwaller nicht erklären, warum ausgerechnet er der richtige Mann sei, um den Postauto-Bschiss «lückenlos aufzuklären», nachdem er 18 Monate lang im Amt ist und nichts davon mitbekommen hat.

«Gleicher Massstab für alle, auch für die Konzernleitung»

Es mehren sich darum die kritischen Stimmen: FDP-Nationalrat Thierry Burkart (42) begrüsst es zwar, dass die Post eine «lückenlose Aufklärung» will. Aber: «Diese Untersuchung kann unmöglich Urs Schwaller führen», sagt er. Als VR-Präsident sei er nicht unabhängig. «Nur eine echte externe Untersuchung kann das Vertrauen wieder herstellen.»

Das meint auch SP-Nationalrätin Evi Allemann (39). Sie ist unzufrieden mit der fehlenden personellen Konsequenz: «Hätte man Frau Ruoff vom operativen Geschäft entbunden, so wie sie das selber mit dem Postauto-Chef und -Finanzchef gemacht hat», hätte dies das Vertrauen gestärkt. Es brauche die gleichen Massstäbe für die Post-Konzernleitung. 

SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner (64) verspricht sich nicht viel von der Untersuchung durch die Post: «Es ist wie immer: Die Verantwortlichen hoffen, dass Gras über die Sache wächst. Aber da haben sie sich getäuscht», so der Aargauer. Er stelle bereits einen Fragenkatalog für die nächste Sitzung der Verkehrskommission zusammen.

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