Eigentlich sollte René Künzli (75) der perfekte Unterstützer der AHV-Initiative sein. Selbst Rentner würde er direkt von einer höheren AHV profitieren. Zusätzlich ist er Präsident und Mitgründer der «Terz Stiftung», welche sich für Pensionierte einsetzt. Trotzdem lehnt er das Rentengeschenk der Initianten ab. Normalerweise äussert er sich auch nicht zu politischen Themen. Anders, wenn der Generationenzusammenhalt in Gefahr ist. «Es kann nicht sein, dass ältere Menschen zu Lasten der jüngeren Generationen unterstützt werden», kritisiert er. Wir haben bereits ein riesiges Umlagedefizit, «da ist es höchst problematisch, die AHV jetzt um zehn Prozent zu erhöhen». Denkt er dabei auch an seine drei Kinder, die kräftig in die AHV einzahlen müssen? «Ja, sie zahlen mir die AHV und ich sage ihnen immer wieder danke».
Altersarmut bekämpfen, aber…
Dabei ist sich Künzli der Altersarmut bewusst, mit seiner Stiftung erlebt er diese hautnah. «Es gibt viele Pensionierte, die eine höhere Rente dringend nötig haben». Aber wie mit einer Giesskanne allen Rentnern ein Geschenk zu machen, findet er falsch. «Die AHV ist eine Solidaritätsversicherung, man darf und soll über eine Erhöhung diskutieren dürfen, aber nur, wenn es auch wirklich die Altersarmut vorbeugt.» Von der Altersarmut ist Künzli selbst nicht betroffen. «Ich habe mehr AHV einbezahlt, als ich je beziehen könnte». Das stört ihn aber nicht, im Gegenteil. «Ich würde sofort auf einen Teil meiner Rente verzichten, wenn es wirklich den Bedürftigen zugutekommt» und er ist überzeugt, dass viele Pensionierte wie er denken. Die AHV-Initiative hingegen, über welche im September abgestimmt wird, sei nicht der richtige Weg.
Lösungen in Arbeit
Die Lösung der Altersarmut sieht Künzli in der Revision der AHV. «Man muss die erste und zweite Säule zusammen anschauen und überarbeiten». Genau das wird im Herbst der Nationalrat auch tun. «Die Abstimmung kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt.» Man solle zuerst das Parlament seine Arbeit machen lassen und nicht vorgreifen, ist Künzli überzeugt.