Unlautere Klimaversprechen?
Verfahren gegen die Fifa

Die Schweizerische Lauterkeitskommission klärt ab, ob der Weltfussballverband die WM in Katar als zu umweltfreundlich vermarktet hat.
Publiziert: 25.12.2022 um 00:27 Uhr
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Aktualisiert: 25.12.2022 um 11:20 Uhr
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Die Fifa und ihr Präsident Gianni Infantino haben die WM in Katar als klimaneutral verkauft.
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Fabian EberhardStv. Chefredaktor SonntagsBlick

Rote Karte für die Fifa: Umweltschützer werfen dem Weltfussballverband irreführende Werbung zur Klimaneutralität der WM vor – und haben Beschwerde bei der Schweizerischen Lauterkeitskommission eingereicht.

Hat die Fifa gemogelt und das Turnier in Katar als umweltfreundlicher vermarktet, als es war? Das klärt die Lauterkeitskommission nun ab. «Wir können bestätigen, dass ein entsprechendes Verfahren bei uns hängig ist», sagt der juristische Sekretär Reto Inglin. Details dürfe er zurzeit nicht preisgeben, da es sich um laufende Abklärungen handle.

Hinter der Beschwerde steht die Klima-Allianz Schweiz. Ihr Vorwurf an die Fifa: «Klima-Greenwashing». PR-Methoden, die der Öffentlichkeit ein umweltfreundliches Image vorgaukeln, ohne dass es dafür eine ausreichende Grundlage gibt.

Klimatisierte Stadien, Tausende Flüge

Die Fifa bewirbt die WM auf ihrer Website als das erste «vollständig klimaneutrale Turnier». Ausgerechnet jenen Mega-Event, für den in der Wüste riesige, klimatisierte Stadien gebaut wurden. Und für den Zehntausende Menschen um die halbe Welt gejettet sind.

Recherchen von diversen Medien, Klimaforschern und Umweltschützern kamen in den letzten Monaten zum Schluss, dass die Klima-Behauptung der Fifa falsch ist. Der Fussballverband rechnete sich das Turnier grün.

«Fragwürdige Buchhaltung»

So habe die Fifa etwa die wahre CO2-Bilanz mit Zertifikaten verschleiert, hinter denen der katarische Staat steht. Die Angaben würden auf einer fragwürdigen Buchhaltung der Emissionen und auf Kompensationsprogrammen von zweifelhafter Qualität basieren. Die Fifa wies diese Vorwürfe wiederholt von sich. Auf Fragen von SonntagsBlick antwortete sie nicht.

Die Schweizerische Lauterkeitskommission ist eine unabhängige Stiftung der Kommunikationsbranche zur Selbstkontrolle. Sie hat klare Grundsätze zu Umweltaussagen in der Werbung. Christian Lüthi, Geschäftsleiter der Klima-Allianz: «Wir möchten, dass die Fifa ihre Ressourcen statt in Greenwashing in die Vermeidung von Emissionen investiert.» Als erster Schritt sollte sie den Einfluss ihrer Aktivitäten auf das Klima korrekt kommunizieren. «Wir sind zuversichtlich, dass die Kommission die Verstösse der Fifa gegen lautere Werbung verurteilt und damit ein deutliches Signal an den Weltfussballverband sendet.»

Rechtlich durchsetzbar sind die Urteile der Lauterkeitskommission nicht. Die Gerügten setzen Empfehlungen aber meist freiwillig um.

Die Fifa ist aufgrund ihrer umstrittenen Klima-Versprechen auch in anderen Ländern unter Druck. Vor wenigen Wochen mahnte die deutsche Verbraucherzentrale den Weltfussballverband wegen «Greenwashing» ab und verlangte die Löschung «irreführender» Werbeaussagen. «Die Fifa versucht, eine Grossveranstaltung in der Wüste als Klima-Vorzeigeprojekt zu verkaufen. Es handelt sich um die bewusste Täuschung der Fussballfans und der Öffentlichkeit», sagte Ramona Pop, Chefin des Verbraucherzentrale-Bundesverbands. Die Abmahnung sei an den Sitz der Fifa gegangen – in der Schweiz, am Zürichberg.

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