Gewerkschaftsboss Paul Rechsteiner steht unter Druck: Der St. Galler SP-Ständerat ist einer der Architekten der Rentenreform, die am Donnerstag ganz knapp durchs Parlament gekommen ist. Nun gilt es die nächste Hürde zu nehmen: die Volksabstimmung am 24. September. Damit das Projekt dort eine Chance hat, muss der Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) seine eigenen Leute auf Linie bringen.
Und das ist gar nicht so einfach, wie sich am Samstag an der Delegiertenversammlung der Unia in Bern zeigte. Die Unia vertritt die Interessen von 200'000 Arbeitnehmern in Industrie, Bauwirtschaft und Dienstleistungsbranche – und ihre Basis ist von der Rentenreform gar nicht begeistert. Insbesondere die West- und Südschweizer Sektionen wollen nichts wissen von einer Rentenalterserhöhung für die Frauen und tieferen Renten aus der Pensionskasse.
Knappes Ja zur Reform
Dennoch stärkt die Unia Rechsteiner den Rücken. Sie hat beschlossen, dem SGB zu beantragen, die Reform im Abstimmungskampf zu unterstützen. Das Ergebnis war allerdings knapp: 54 Delegierte sagten Ja zur Reform, 47 sprachen sich für ein Referendum aus. Dieses Ergebnis wollte die Unia offiziell nicht bestätigen.
Zuvor hatte es eine hochemotionale Debatte gegeben, in der sich die Votanten nichts schenkten. Von Rentenklau war die Rede und von Lohndiskriminierung. Davon, dass Rechsteiner zu wenig rausgeholt habe für die Kameradinnen.
Leicht einzuschüchtern?
Doch davon sollte die Öffentlichkeit nichts mitbekommen: Journalisten wurden entweder direkt an der Tür abgewiesen oder – wie im Fall von BLICK – von Unia-Chefin Vania Alleva persönlich aus dem Saal hinauskomplimentiert, sobald sie entdeckt wurden: Die Delegiertenversammlung sei keine öffentliche Veranstaltung, wurde BLICK beschieden. Auf die Frage, warum nicht, hiess es, man wolle eine offene Debatte ermöglichen und fürchte, im Beisein von Journalisten könnten Mitglieder aus Angst vor Loyalitätskonflikten eine Beisshemmung gegen die Spitze entwickeln.
Sind aktive Gewerkschafter wirklich so leicht einzuschüchtern? Oder ging es eher darum, den internen Gegnern der Reform keine grosse Plattform zu geben? Die Unia-Spitze mag mit der Heimlichtuerei das erwünschte Resultat erzielt haben – der offenen Schweizer Demokratie mit transparenten Prozessen hat die grösste Gewerkschaft des Landes damit kaum gedient.
Auch VPOD sagt knapp Ja
Dabei sind Journalisten das kleinste Problem für die Gewerkschaftsbosse. Ähnlich knapp wie die Unia hat auch der Verband des Personals öffentlicher Dienste mit seinen 34'000 Mitgliedern Ja zur Rentenreform gesagt. 22 Delegierte sprachen sich dafür aus, 19 dagegen. Beide Resultate zeigen: Die Altersvorsorge 2020 spaltet die Gewerkschaften. Die Gefahr von links ist nicht gebannt.
- Frauen müssen gleich lang arbeiten wie Männer: bis zum 65. Lebensjahr. Allerdings gibt es eine gewisse Flexibilisierung: Wer will, kann schon mit 62 in Rente oder aber bis 70 arbeiten.
- Die AHV bekommt mehr Geld: vor allem, weil die Mehrwertsteuer um 0,6 Prozent erhöht wird. Die erste Erhöhung um 0,3 Prozent erfolgt im nächsten Jahr. Weil zeitgleich die IV-Zusatzfinanzierung ausläuft, merken wir erst die zweite Erhöhung im Jahr 2021.
- Der Umwandlungssatz in der obligatorischen beruflichen Vorsorge wird im Jahr 2019 von 6,8 auf 6 Prozent reduziert. Dadurch sinken die Pensionskassenrenten (PK) um 12 Prozent. Ausnahme: Für jene, die heute 43 Jahre oder älter sind, werden die Rentenausfälle aus einem Fonds bezahlt.
- Zum Ausgleich für die sinkenden PK-Renten bekommen alle Neurentner ab 2019 70 Franken mehr AHV. Das Geld dafür kommt von Arbeitgebern und Arbeitnehmern: Beide müssen je 0,15 mehr Lohnprozente zahlen.
- Ehepaare erhalten künftig 155 statt 150 Prozent einer Einzelrente. Bei einer Maximalrente gibt das pro Monat 226 Franken mehr im Portemonnaie.
- Der sogenannte Koordinationsabzug wird gesenkt – je nach Einkommen auf zwischen 14'100 und 21'150 Franken. Dadurch können mehr Teilzeitangestellte und Geringverdiener ein PK-Guthaben ansparen.
- Frauen müssen gleich lang arbeiten wie Männer: bis zum 65. Lebensjahr. Allerdings gibt es eine gewisse Flexibilisierung: Wer will, kann schon mit 62 in Rente oder aber bis 70 arbeiten.
- Die AHV bekommt mehr Geld: vor allem, weil die Mehrwertsteuer um 0,6 Prozent erhöht wird. Die erste Erhöhung um 0,3 Prozent erfolgt im nächsten Jahr. Weil zeitgleich die IV-Zusatzfinanzierung ausläuft, merken wir erst die zweite Erhöhung im Jahr 2021.
- Der Umwandlungssatz in der obligatorischen beruflichen Vorsorge wird im Jahr 2019 von 6,8 auf 6 Prozent reduziert. Dadurch sinken die Pensionskassenrenten (PK) um 12 Prozent. Ausnahme: Für jene, die heute 43 Jahre oder älter sind, werden die Rentenausfälle aus einem Fonds bezahlt.
- Zum Ausgleich für die sinkenden PK-Renten bekommen alle Neurentner ab 2019 70 Franken mehr AHV. Das Geld dafür kommt von Arbeitgebern und Arbeitnehmern: Beide müssen je 0,15 mehr Lohnprozente zahlen.
- Ehepaare erhalten künftig 155 statt 150 Prozent einer Einzelrente. Bei einer Maximalrente gibt das pro Monat 226 Franken mehr im Portemonnaie.
- Der sogenannte Koordinationsabzug wird gesenkt – je nach Einkommen auf zwischen 14'100 und 21'150 Franken. Dadurch können mehr Teilzeitangestellte und Geringverdiener ein PK-Guthaben ansparen.