Unia-Chefin Vania Alleva droht mit Referendum gegen 17-Stunden-Homeoffice-Vorstoss
«Die Leute werden krank!»

Die Menschen bräuchten ein Recht auf Nichterreichbarkeit, sagt Unia-Chefin Vania Alleva. Die Gewerkschaftsbossin droht jetzt mit dem Referendum, sollte der Homeoffice-Vorstoss von mehr als 100 bürgerlichen Parlamentariern durchkommen.
Publiziert: 31.01.2018 um 15:02 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 00:30 Uhr
Droht mit Referendum: Unia-Chefin Vania Alleva.
Foto: KARL-HEINZ HUG
Interview: Cinzia Venafro

BLICK: 104 bürgerliche Politiker haben eine parlamentarische Initiative unterschrieben, welche die Bestimmungen für Homeoffice aufweicht. Wie sieht Ihr Widerstand dagegen aus?
Vania Alleva: Das ist ein absurder und realitätsfremder Entscheid! Er erschwert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, anstatt ihn zu erleichtern. Gerade bei Homeoffice zeigt die Erfahrung, dass man genauestens hinschauen muss. Es braucht für Homeoffice-Arbeiten mehr Regeln – und sicher keine Aufweichung des Arbeitsgesetzes. Hier wird versucht, unter dem Deckmantel der Digitalisierung die Arbeitsbedingungen massiv zu verschlechtern. Die Leute werden krank mit dieser Homeofficearbeit.

Inwiefern?
Insbesondere die Bestimmungen zum Gesundheitsschutz müssen auch im Homeoffice umgesetzt werden, die Zeiterfassung ist da zentral. Denn für viele Arbeitnehmer ohne Gesamtarbeitsvertrag ist die genaue Erfassung ihrer Arbeitszeiten der einzige Schutz. Und das geht heutzutage ja technisch sehr einfach. Die Behauptung der Arbeitgeberseite, dies bedeute Mehraufwand, ist fadenscheinig. Derzeit finden im Parlament verschiedenste Angriffe auf das Arbeitsgesetz und die Gesundheit der Arbeitnehmenden statt. Wenn die Vorstösse durchkommen, werden wir das Referendum ergreifen.

Dabei wollen die Initianten damit «dem Stress am Arbeitsplatz einfacher begegnen sowie Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren».
Der Vorstoss bewirkt das genaue Gegenteil. Wir sind nicht per se gegen Flexibilität, aber nur, wenn sie nicht einseitig ist. Dieser Vorstoss geht einzig gegen den Arbeitnehmer. Eine Ausdehnung auf 17 Stunden pro Tag macht ihn krank, daran gibt es nichts schönzureden. Zudem leiden die Leute zunehmend unter Einsamkeit und darunter, dass Arbeitszeit und Freizeit miteinander vermischt werden. Zudem braucht es endlich ein Recht auf Nichterreichbarkeit.

Die parlamentarische Initiative geht einfach mit der Zeit. Warum soll man heute an einem Sonntag von zu Hause aus nicht arbeiten dürfen?
In bestimmten Berufen ist es bereits heute möglich. Aber generell müssen die Menschen definierte Freitage haben. Das Arbeitsgesetz gibt heute schon genug Flexibilität. Die Siebentagewoche ist sicher nicht der Weg.

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