Jetzt im Morgennebel erschrickt mancher Velofahrer über Kollegen auf E-Bikes, die dank Strom lautlos und vor allem viel, viel schneller unterwegs sind. Auf Velowegen kommt es deshalb oft zu gefährlichen Situationen.
Weil sich die Vorfälle häufen – vergangenes Jahr wurden 375 Unfälle auf Velowegen registriert, 40 Prozent mehr als 2016 –, will der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) die E-Biker nun ausbremsen. Sein neuer Präsident Ruedi Blumer (61) fordert heute in der «Aargauer Zeitung» ein Tempolimit für Elektrovelos.
Tempolimite einhalten – oder auf die Strasse ausweichen
«Das Problem sind vor allem die grossen Geschwindigkeitsunterschiede», so Blumer. Schnelle E-Bikes seien mit bis zu 45 Stundenkilometern unterwegs, während Kinder und gemütliche Velofahrer in deutlich langsamerem Tempo auf den Velowegen verkehren. Der VCS-Chef fordert deshalb Tempo 30 auf Radwegen. Wer schneller fahren wolle, solle auf die Strassen ausweichen.
Heute ist dies für E-Biker verboten, wenn es parallel zur Strasse einen Radweg gibt. Der Bundesrat hat bei früheren politischen Vorstössen zur Lockerung immer an dieser Benützungspflicht festgehalten.
Offene Fragen zur Kontrolle und zum Geltungsbereich
Auch sonst kommt die Kritik an der VCS-Idee geschwind daher. So gibt es heute keine Tachopflicht für E-Velos. Wie sollten die E-Biker aber kontrollieren, wie schnell sie unterwegs sind? Und müssten künftig sämtliche Zweiräder wieder Nummernschilder haben, damit die Polizei bei Kontrollen zwischen schnellen und weniger schnellen Velos unterscheiden kann?
Noch grundsätzlicher wird die Kritik, wenn es darum geht, wer künftig auf Velowegen Vorrang haben soll und von der Tempolimite betroffen wäre. Sind Rennvelofahrer auch ein Risiko? Dürften Segways oder andere Elektroroller künftig auf Velowege?
«Es bringt nichts, bereits über einzelne Detailanpassungen zu beraten, bevor diese Grundsatzdiskussion nicht geführt worden ist», sagt daher Pro-Velo-Präsident und SP-Nationalrat Matthias Aebischer (51, BE) gegenüber der «Aargauer Zeitung». Fast gleich klingt es aus dem Mund von TCS-Vizepräsident und FDP-Nationalrat Thierry Burkart (43, AG): «Wir brauchen eine Gesamtauslegeordnung, wer wo unterwegs sein soll.»
Erst «empfohlen» – und bei guten Erfahrungen «verbindlich»
VCS-Präsident Blumer ist sich bewusst, dass ein Tempolimit nicht so schnell durchgesetzt werden kann. Der St. Galler möchte deshalb Tempo 30 erst nur als Empfehlung einführen, verbunden mit der Aufhebung der Veloweg-Benützungspflicht und einer Verbesserung der Radwege. Sind die Erfahrungen dann positiv, könnte eine verbindliche Temporegelung folgen. (awi)