Dunkler Anzug, helles Hemd, Krawatte: Auf Wahlprospekten macht Roland Lutz (53) einen grundsoliden Eindruck. Kein Wunder: Der Unternehmer und Ersatzrichter aus Einsiedeln will am 18. Oktober für die SVP Schwyz den Sprung in den Nationalrat schaffen. Da ist ein seriöser Auftritt Pflicht.
Viele SVP-Parteigrössen hat Lutz bereits überzeugt: «Ein echter Schweizer!», lobt Parteichef Toni Brunner. Wahlkampfleiter Albert Rösti sagt: «Wählt Roli, dann kommt es gut!» Sogar alt Bundesrat Christoph Blocher unterstützt Lutz: «Ja, den kann man wählen.»
Fragt sich nur, ob die SVP-Spitzen auch so begeistert wären, wenn sie schon einmal ein Konzert von Lutz’ Band Tyte Stone erlebt hätten. Denn da ist es vorbei mit der Seriosität. Das beweisen etliche Konzertvideos auf Youtube.
Da hüpft Lutz mit nur einem Tanga bekleidet über die Bühne. Da greift er beherzt in die Saiten, wenn die Band selbstkomponierte Lieder wie «Murmelifigger» oder «Die Möse isch böse» anstimmt. Da fliegen Gummipuppen und Riesenpenisse durch die Luft. Die Band schreckt vor keinem Tabu zurück! Im Song «Büäblifigger» verballhornt sie sogar Pädophilie. Roland Lutz lacht. Es gehe um die Freude an der Provokation, sagt er. «Es ist doch lustig, Badeanzüge auf der Bühne zu tragen.» Er verstehe das Medieninteresse nicht. Schon als er 2010 zum Ersatzrichter gewählt wurde, sei über seine Band berichtet worden. «Dabei tolerieren die Leute im Kanton Schwyz mein Hobby. Hier darf man noch ein wenig spinnen.»
Sind solche Shows mit dem Amt eines Nationalrats vereinbar? «Selbstverständlich», sagt Lutz. «Ich will auf jeden Fall weitermachen mit der Band. Auch wenn ich gewählt werde.»
Parteiintern stärkt man Lutz den Rücken. «Ich beurteile Kandidaten nach ihrer politischen Einstellung und nicht aufgrund ihrer Hobbys. Roli Lutz engagiert sich sehr», sagt Toni Brunner auf Anfrage. Ganz ähnlich tönt es auch von Albert Rösti. Er schränkt aber ein: «Die mir unterbreiteten Texte aus Lutz’ Liedern sind jenseits von meinem Geschmack. Ich kannte diese bis heute nicht.»