Umwelt
Chefarzt: Gesundheitssystem verursacht zu hohe CO2-Emissionen

Das Schweizer Gesundheitssystem hat laut dem Lausanner Chefarzt Nicolas Senn zuletzt eine Tonne CO2-Emissionen pro Jahr und Einwohner verursacht. Massnahmen wie energieeffizientere Gebäude würden die Emissionen schon stark reduzieren, sagte er.
Publiziert: 27.10.2023 um 05:54 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2023 um 10:17 Uhr
Foto: GAETAN BALLY

Das Schweizer Gesundheitssystem ist für sechs bis acht Prozent der gesamten CO2-Emission des Landes verantwortlich, wie Senn in einem am Freitag publizierten Interview mit «Le Temps» sagte. Das Gesundheitswesen verbrauche gar das gesamte CO2-Budget, wenn die Schweiz das Pariser Klimaabkommen einhalten wolle. 

Senn ist Chefarzt der Abteilung für Familienmedizin des universitären Gesundheitszentrums Unisanté in Lausanne. Zudem ist er Co-Leiter der Plattform für Nachhaltigkeit und Gesundheit der biologischen und medizinischen Fakultät der Universität Lausanne.

Er warnte vor den Auswirkungen auf die Gesundheit: «Die ökologischen Auswirkungen des Gesundheitswesens töten gleich viele Menschen, wie medizinische Fehler», sagte der Chefarzt. 

Insbesondere durch eine verbesserte Energieeffizienz der Gebäude könnten ihm zufolge die Emissionen um 60 bis 70 Prozent gesenkt werden. Potenzial sieht Senn auch bei erneuerbaren Stromquellen und weniger motorisiertem Verkehr des Personals und der Patientinnen und Patienten auf dem Weg ins Spital.

Für 75 bis 80 Prozent der Emissionen im Gesundheitswesen seien Spitäler verantwortlich. Danach folgen laut Senn Medikamente. Sie würden einen Drittel des CO2-Ausstosses ausmachen. Beispielsweise verursache eine Diabetesbehandlung jährlich zehn bis zwölf Kilogramm CO2.

Besonders energieintensiv seien MRI-Behandlungen, also Magnetresonanztomographien. Allein eine MRI-Behandlung verursache 25 Kilogramm CO2. «Wenn man zwei MRIs pro Jahr macht und fünf Medikamente einnimmt, ist das der einzige Energieaufwand, den man sich für seine Gesundheit leisten könnte, um das Pariser Abkommen einzuhalten», sagte Senn.

(SDA)

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