Mehrere Jahre arbeitete eine Expertengruppe unter Führung von alt Nationalrat Arthur Loepfe (CVP) an ihrem Bericht zur Zukunft der Dienstpflicht. Und sie kommt zum Schluss: Das «norwegische Modell» wäre auch für die Schweiz das Beste.
Im skandinavischen Staat, der in vielerlei Hinsicht mit Schweiz vergleichbar ist, sind Frauen grundsätzlich genauso dienstpflichtig wie Männer. Die fähigen und willigen werden ausgewählt, der Rest bezahlt eine Ersatzabgabe.
Sympathie für dieses Modell zeigte bereits in einem früheren Stadium die Schweizerische Offiziersgesellschaft. Auf Anfrage erklärt Generalsekretär Daniel Slongo, wie eine Umsetzung konkret aussehen könnte.
Man begrüsse den Ansatz der Experten, «da durch die Schweizerinnen der Pool an fähigen Leuten für die Armee quasi verdoppelt würde». Gerade bei den Militärärzten herrsche «stets ein Mangel» und es sei schwierig, die Stellen zu besetzen. Doch auch in anderen Funktionen existiere das Problem. Und Frauen brächten «in allen Truppengattungen einen Mehrwert», so Slongo.
Eine Kopie der heutigen Wehrpflicht für Männer sei wohl nicht die ideale Lösung. Auch wenn es abzuwarten gelte, wie genau das Modell auf die Schweiz angepasst werden könnte, liefern die Offiziere einen Denkanstoss: «Prüfenswert wäre eine allgemeine Orientierungs- und Stellungspflicht.»
So würden nämlich alle jungen Schweizerinnen und Schweizer darüber informiert, «was sie in der Armee machen könnten und welche Vorteile eine absolvierte RS mitbringt». Er sei überzeugt, dass so jährlich «ein paar Tausend» talentierte Frauen zusätzlich einrücken würden. Ausserdem würde die «Aushebung» interessante demografische Daten zu Tage fördern.
Kritisch zeigt sich noch die Politik. Die grüne Nationalrätin Maya Graf, Präsidentin der Frauenorganisation Alliance F, findet den Zeitpunkt für die Diskussion «völlig verfehlt». Erstmal müsse die Schweiz für Gleichberechtigung bei Löhnen sorgen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern, sagt sie dem «TagesAnzeiger»
Ebenso wichtig sei eine «angemessene Frauenvertretung» in «wichtigen Gremien». Dabei verweist sie auf die Arbeitsgruppe des VBS. Unter den 37 involvierten personen seien bloss vier Frauen zu finden.
Zurückhaltend äussert sich auch Jakob Büchler, Sicherheitspolitiker der CVP. Er glaubt nicht, dass die Dienstpflicht für Frauen mehrheitsfähig sei. «Bevor wir über so etwas nachdenken, gilt es, bei den Männern Ordnung zu schaffen», sagt der St. Galler Nationalrat zur Zeitung.
Der Bundesrat hat den Bericht zur Kenntnis genommen und will nun eruieren, welche Massnahmen er als geeignet ansieht.