Umfrageprofi verkauft seine Firma GfS
Claude Longchamp macht die Fliege

Der Schweizer Politanalyst zieht sich aus seiner Firma zurück und geht auf Weltreise.
Publiziert: 16.06.2016 um 14:28 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 13:30 Uhr
Man erkennt ihn an der Fliege: Claude Longchamp legte sich das Ding extra für seine TV-Auftritte zu.
Foto: Keystone

Bereits vergangene Woche hatte er, zwischen Vorspeisen-Salat und Hauptgang, am Fraktionsausflug der Grünen seine Zukunftspläne hinter vorgehaltener Hand ausgeplaudert. Nun machts Claude Longchamp (59) öffentlich: Der bekannte Politologe, bekannt geworden durch die Trendumfragen und Abstimmungs- und Wahlanalysen fürs Schweizer Fernsehen, zieht sich zurück. Nicht abrupt, wie er in der neuen «Bilanz» betont, sondern Schritt für Schritt.

Das Verwaltungsratspräsidium der GfS Bern AG will er noch bis 2019 behalten. Die operative Geschäftsleitung hingegen hat er per 1.Mai an seine bei­den langjährigen Mitarbeiter Urs Bieri (43) und Lukas Golder (42) abgegeben. Und er hat ihnen das Unternehmen auch verkauft.

«Wir werden die Kernelemente weiterentwickeln und pflegen», sagte Golder. Er und Bieri wollten den Aufbruch ins sogenannte Dialogzeitalter begleiten und dafür neue Produkte entwickeln. Aufgrund der sozialen Medien geschehe die Kommunikation heute vermehrt auf Augenhöhe, und laufe nicht mehr einseitig ab wie bei der Massenkommunikation, sagte Golder.

Zur GfS gehört nebst dem Berner Büro mit seinem elfköpfigen Team auch die Hälfte des GfS­-Be­fragungsdienstes mit umgerechnet rund 75 Vollzeitstellen, also das «Telefonlabor», über das die Umfragen gemacht werden. Bieri und Golder arbeiten seit 20 res­pektive 17 Jahren für GfS Bern, beide sind als Werkstudenten während ihres Politologiestudiums an der Universität Bern zum Team gestossen – und beide sind dem Büro treu geblieben.

Longchamp geht auf Weltreise

Longchamp wird weiterhin «vielleicht zwei Tage pro Woche» im GfS-Bern-Büro sein und einzelne Projekte betreuen. Und er will eine Weltreise machen, «einmal rundherum», wie er sagt. Mitte 2017 soll es losgehen. Sicher für ein halbes Jahr, vielleicht sogar für ein ganzes.

Eine neue Erfahrung für Longchamp, aber auch für die politisch interessierte Fernseh­schweiz: In dieser Zeit wird er die Abstimmungsresultate logischerweise nicht am Bildschirm kommentieren können. Diese Aufgabe soll dann Lukas Golder übernehmen. (red)

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