Harte Klimaschutz-Massnahmen sind chancenlos
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Umfrage zeigt
Harte Klimaschutz-Massnahmen sind chancenlos

Herr und Frau Schweizer wollen gegen den Klimawandel kämpfen. Das zeigt eine Umfrage. Doch sobald es um konkrete Massnahmen geht, schwindet die Zustimmung.
Publiziert: 19.02.2020 um 10:54 Uhr
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Aktualisiert: 03.03.2020 um 15:19 Uhr
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Felix Wettstein von den Grünen kritisiert die Methodik der Umfrage. «Das Wort Steuern ist für viele Leute ein rotes Tuch. Wenn man so fragt, überrascht es nicht, dass sie dagegen sind.»
Foto: keystone-sda.ch
Tobias Bruggmann

Der Klimawandel ist in den Schweizer Köpfen angekommen: 62 Prozent der Schweizer Stimmbürger wollen, dass die Politik handelt. Dies zeigt die eine grosse Bevölkerungsumfrage des Vereins Vimentis. 64 Prozent sind auch dafür, den Treibhausgasausstoss bis 2030 gegenüber 1990 zu halbieren und bis 2030 aus Öl, Gas und Kohle auszusteigen.

Doch sobald es um konkrete Massnahmen geht, sieht es anders aus. Zum Beispiel Kurzstreckenflüge: Diese schaden dem Klima enorm. Dennoch fliegen über 80 Prozent innerhalb von Europa herum, schreibt der WWF.

Auf Kurzstreckenflüge will niemand verzichten

Ein Verbot dieser Flüge ist gemäss der Vimentis-Umfrage in der Bevölkerung chancenlos. Nur 11 Prozent sagen bedingungslos Ja dazu. Fast die Hälfte aller Befragten (48 Prozent) lehnt ein Verbot ganz ab.

Immerhin etwas mehr als ein Drittel wollen kurze Flüge verbieten, wenn die Zielländer mit dem ÖV gut erschlossen sind. Auch andere Ideen, wie ein Verbot von Benzin- und Dieselfahrzeugen ab 2050 oder eine Steuer auf Fleischprodukte bleiben chancenlos.

Grüner kritisiert Methode

Keine guten Karten für die Politiker, die die grüne Welle ins Bundeshaus gespült hat: Ihre Vorschläge und Forderungen kommen nicht an. Der grüne Nationalrat Felix Wettstein (62) widerspricht. Er glaubt, dass die Bevölkerung durchaus auch bereit sei, Massnahmen gegen den Klimawandel mitzutragen.

Er kritisiert die Methodik der Umfrage. «Das Wort Steuer ist für viele Leute ein rotes Tuch. Wenn man so fragt, überrascht es nicht, dass sie dagegen sind.» Er ist überzeugt: Hätte man nach einer Lenkungsabgabe gefragt, die der Bevölkerung zurückerstattet wird, wäre die Zustimmung hoch gewesen.

Um den Klimawandel zu bekämpfen, brauche es einen Mix zwischen Verhaltensempfehlungen und finanziellen Hilfen. Aber nicht nur: «Zu einen Teil braucht es tatsächlich definitive Vorschriften. Die müssen aber nicht unbedingt im ersten Monat kommen.»

SVPler sieht sich bestätigt

SVP-Nationalrat Mike Egger (27) sieht sich durch die Umfrage bestätigt. «Die Leute wollen keine Einschränkungen und zusätzlichen Verbote.» Egger, den BLICK an der Tankstelle interviewt, will mit Anreizen arbeiten, zum Beispiel für Unternehmen, die ihre Klimaziele erreichen. Schon jetzt würde man viel machen. «Seit dem Jahr 2000 wurde der CO2-Ausstoss gesenkt. Somit ist man auf gutem Weg.»

Dennoch ist auch Egger der Meinung, dass jeder einzelne etwas tun muss. «Ich fahre deshalb seit fünf Jahren ein Hybridauto. So verbrauche ich wenigstens weniger Benzin.»

Flugticket könnte teurer

Das CO2-Gesetz, das im März im Nationalrat verhandelt wird, will unter anderem eine Flugticketabgabe von 30 bis 120 Franken. Diese ist als Lenkungsabgabe konzipiert: Wer nicht fliegt, verdient Geld.

Dafür sollen Ölheizungen faktisch verboten werden. Kommt die Vorlage durchs Parlament, wird wohl das Volk das letzte Wort haben. SVP-Präsident Albert Rösti (52) hat im BLICK bereits das Referendum angekündigt.

Der Grüne Wettstein ist dennoch zuversichtlich, das Volk überzeugen zu können. «Es ist ganz klar, dass die Leute wollen, dass die Politik handelt.»

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