«Leute! Wir haben ein Alkoholproblem!» Mit diesen Worten wandte sich der Liechtensteiner Regierungsrat Mauro Pedrazzini (54) gestern an die Mitarbeiter der Landesverwaltung. In einem Mail rief er dazu auf, der Regierung Schnaps zu spenden, um daraus Desinfektionsmittel herzustellen, wie BLICK berichtete.
Das Schreiben hatte im Netz rasch die Runde gemacht. Und manch einer war angesichts des saloppen Formulierungen überzeugt, dass sich da wohl ein wegen des Corona-Stillstands gelangweilter Beamter einen Scherz erlaubte.
Doch die Geschichte ist kein Witz. Das Mail ist echt, wie Pedrazzini gegenüber BLICK bestätigt. Und der Minister für Gesellschaft erzählt, wie es zum skurrilen Aufruf gekommen ist.
Amtsleiter brachte ihn auf die Idee
«Die Mitarbeiter haben sich beklagt, dass sie kein Desinfektionsmittel hätten», berichtet Pedrazzini. Auch im Fürstentum, in dem es derzeit rund 30 positive Corona-Fälle gibt, sind die Desinfektionsmittel längst ausverkauft. «Alle machen Versprechungen zu liefern, aber wenn man dann wirklich etwas braucht, hört man nichts mehr», sagt er.
Im Gespräch mit einem Amtsleiter sei ihm die Idee gekommen, selbst aktiv zu werden. «Er hat mir erzählt, dass er selbst keinen Mangel habe, schliesslich habe er noch viele Schnäpse im Keller.» Der Alkohol in der Schnapsflasche hat allerdings zu wenig Volumenprozent, um als Desinfektionsmittel zu wirken.
Pedrazzini machte sich darum auf die Suche nach einer Brennerei im Fürstentum, die den Schnaps destillieren kann. Und er wurde fündig. «Das Ganze ist jetzt mal ein Versuch», sagt Pedrazzini. Noch müsse man herausfinden, wie genau die Produktion funktioniere.
«Die Leute haben Zeit, ihren Keller zu durchforsten»
Die Mitarbeiter aber hat der Minister schon mal um Unterstützung gebeten. Manch einer habe wohl noch ein paar Flaschen Schnaps im Keller, die man «nicht einmal in der schlimmsten Krise» trinken würde, schreibt Pedrazzini im Mail. Diesen «Fusel» soll man vorbeibringen.
Seinem Plan zugute kommt, dass heute im Fürstentum Liechtenstein «Josefi» ist, also Josefstag, ein Feiertag. «Da man jetzt sowieso keine Besuche machen sollte, sollen die Leute die Zeit nutzen und ihren Keller durchforsten», meint Pedrazzini. Und ergänzt: «Von mir gibt es bestimmt auch den einen oder anderen Liter.»
Morgen können die Mitarbeiter den Schnaps beim Landeswerkhof abgeben. Angesichts der vielen Rückmeldungen, die er schon bekommen habe, werde bestimmt viel zusammenkommen, glaubt der Minister. Durchaus möglich, dass dann nicht nur die Beamten davon profitieren, sondern die ganze Bevölkerung. Pedrazzini warnt bereits im Mail an die Mitarbeiter allerdings vor: «Wie das Zeug riechen wird, kann man noch nicht sagen, aber seinen Zweck wird es erfüllen: Es killt die Viren.»
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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