Ueli Maurers teures Brasilienreiseli
200'000 Franken für 90 Minuten Fussball

2014 nahm Ueli Maurer am WM-Auftaktspiel teil, um die Schweizer Nati zu unterstützen. Seine Reise nach Brasilien trat der Sportminister im Privatjet an statt mit einem gewöhnlichen Linienflug.
Publiziert: 24.09.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 12:05 Uhr
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Kurz nach Brasilien: Ueli Maurer mit Sepp Blatter beim Auftaktspiel der Nati.
Foto: Toto Marti
Von Christoph Lenz

Es war ein Start nach Mass: Mit 2 zu 1 besiegte die Schweizer Nati in ihrem WM-Auftaktspiel 2014 die Auswahl von Ecuador.

Besonders erfreut zeigte sich Sportminister Ueli Maurer. Der SVP-Bundesrat war kurzfristig nach Brasilien gereist, um das Team zu unterstützen. Über den Atlantik und zurück in weniger als 60 Stunden. Den Match verfolgte Maurer standesgemäss in der VIP-Loge, Schulter an Schulter mit Fifa-Präsident Sepp Blatter.

Nun hat BLICK die Kosten des Kurztrips in Erfahrung gebracht, gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz. Nach Angaben des Bundes schlug allein der Flug mit 202'100 Franken zu Buche. Ein First-Class-Linienflug-Ticket für Maurer hätte rund ein Zehntel dieses Preises gekostet. Grund für die hohen Kosten: Maurer und seine dreiköpfige Delegation reisten in einem noblen Privatjet. Einer Falcon 7X, Baujahr 2010, die sich im Besitz der Schindler-Familie (Aufzüge) befindet und an eine solvente Klientel vermietet wird. Inklusive Crew versteht sich.

Warum die Delegation nicht mit Bundesratsjet und -crew flog? Der einzige geeignete Jet habe sich in Inspektion befunden, heisst es beim VBS. Man habe «nicht viel Zeit für die Amtsgeschäfte verlieren» wollen, teilt die Bundeskanzlei mit.

Allerdings trägt Maurer keine Schuld an den hohen Kosten. Bundesratsnahe Kreise versichern, dass die Reise von Didier Burkhalters Aussendepartement (EDA) gebucht worden war. Wegen einer Terminkollision habe der damalige Bundespräsident Burkhalter die Reise kurzfristig absagen müssen, worauf der Bundesrat entschied, Maurer im gebuchten Jet nach Brasilien zu schicken.

Politiker sind erstaunt über die Reisekosten: Zwar begrüsst CVP-Chef Christophe Darbellay, dass ein Bundesrat ans Nati-Spiel flog. «Mir ist aber unverständlich, dass man dafür einen Privatjet für 200'000 Franken buchen musste. Diese Kosten sind total unverhältnismässig.»

SP-Boss Christian Levrat sagt: «Das ist wohl das teuerste Matchticket aller Zeiten. Der Preis ist jenseits von Gut und Böse.» Gewiss habe der Bundesrat Repräsentationspflichten wahrzunehmen. «Doch ich hätte erwartet, dass man eine günstigere Lösung sucht oder auf diese Reise verzichtet.»

Zur Frage, wie er das Kosten-Nutzen-Verhältnis seines Brasilien-Trips beurteile, wollte Bundesrat Ueli Maurer keine Stellung nehmen.

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