Das Kapitel der grauen und schwarzen Listen ist für den Schweizer Finanzplatz geschlossen. Die jüngste Länderüberprüfung des Global Forums kam zum Schluss, dass sich die Schweiz «weitgehend konform» mit internationalen Standards verhalte. Grund für die Verbesserung gegenüber dem letzten Examen: Nach zahlreichen Reformen ist die Schweiz heute viel offener, wenn andere Staaten Informationen wollen, etwa über Besitzer von Schweizer Bankkonten.
SVP-Finanzminister Ueli Maurer (65) zeigte sich gestern erfreut über die «guten Noten». Er rühmte vor allem die Arbeit seiner Vorgängerin Eveline Widmer-Schlumpf (60, BDP). Sie begann 2009 die Regeln des Schweizer Finanzplatzes an internationale Normen anzupassen, gegen den Widerstand der SVP.
«Es ist wie beim Fussball: Wenn auf der ganzen Welt Abseits gepfiffen wird, dann bringt es nichts, als Schweiz diese Regel nicht anzuwenden», sagte Maurer. Doch nicht genug damit: Er tadelte auch seine eigene Partei. Dem SVP-Kampf für das Bankgeheimnis und gegen den Informationsaustausch habe wohl eine «falsche Beurteilung» zugrunde gelegen.
Wegen der Öffnung des Schweizer Finanzplatzes ist die Zahl der ausländischen Amtshilfegesuche in den letzten Jahren explodiert. 2011 erhielt die Schweiz rund 300 Anfragen. Für das laufende Jahr rechnet die Steuerverwaltung mit über 10'000 Amtshilfeersuchen.