Es ist Ende Juli, die Wirtschaftskommission (WAK) des Ständerats tagt in Kriegstetten SO. Irgendwann beim Nachtessen erzählt SP-Chef Christian Levrat (49) seinen Kollegen, dass er am nächsten Tag die Maturfeier seiner Tochter im Freiburgischen verpassen werde.
Denn Politik, in diesem Fall die Kommissionssitzung der WAK, gehe vor. Die Tochter – natürlich Juso-Mitglied – habe das problemlos akzeptiert.
Ein hochmoralisches Angebot
Nicht akzeptieren konnte dies aber CVP-Kollege Konrad Graber (61). «Das darfst du nicht», sagte der Luzerner Politiker der Familienpartei zu Levrat, wie die NZZ berichtet. Er machte dem SP-Chef ein unglaublich moralisches Angebot: Wenn Levrat an die Maturfeier der Tochter gehe, so werde er, Graber, an der Kommissionssitzung immer genau so abstimmen wie SP-Mann Roberto Zanetti (64).
Graber wusste natürlich: Die bürgerliche Mehrheit war auch ohne ihn stark genug, um seine Stimme an Levrat ausleihen zu können. Anstelle von 10:2- würde es nun halt 9:3-Mehrheiten geben.
Maurer bietet seine Limousine an
Auch Levrat wusste das. Er nahm Grabers Angebot an. Doch damit ist die Episode, über die die NZZ berichtet, noch nicht zu Ende. Denn am Morgen konnte Levrat seinen Autoschlüssel nicht finden. Und da sprang ihm nun ein weiterer politischer Gegner zur Seite: SVP-Bundespräsident Ueli Maurer (68), der ebenfalls an der Sitzung teilnahm, bot Levrat seine Limousine samt Chauffeur an. Damit rettete der SVP-Finanzminister dem Chef-Genossen die Familienfeier.
Doch es geht noch weiter: Nachdem Levrats Autoschlüssel in Kriegstetten wieder aufgetaucht war – er steckte im Auto – anerbot sich Maurer erneut als Retter in der Not. Er werde Levrats Wagen nach Bern fahren, versprach er. Gesagt, getan. Maurer fuhr Levrats Genossen-Kutsche nach Bern, seinem Chauffeur hinterher.
Dafür dürfte der Bundespräsident mindestens einmal eine SP-Stimme zugute haben. (sf)