«Übermässiger LGBTI-Einfluss»
Verein geht Aufklärungsbroschüre des Bundes zu weit

Der Verein «Schutzverein» kritisiert die Finanzierung einer Aufklärungsbroschüre, welche auch vom Bund unterstützt wird. Ihnen geht der Inhalt der Broschüre zu weit.
Publiziert: 17.06.2022 um 17:08 Uhr
|
Aktualisiert: 20.06.2022 um 16:52 Uhr
Dem konservativen «Schutzverein» geht die Aufklärungsbroschüre «Hey You» zu weit.
Foto: Getty Images

Die Aufklärungsbroschüre «Hey You» richtet sich an Jugendliche ab zwölf Jahren. In neun Kapiteln, die in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten aus dem Bereich Sexualpädagogik verfasst wurden, werden Informationen über die Themen Liebe, Sex, Körper und mehr vermitteln. «Hey You» folgt auf die bisherigen Ausgaben «Hey Jungs» und «Hey Girls» und richtet sich neu an Jugendliche aller Geschlechter.

Nicht allen passt das: Dem Verein «Schutzinitiative» sind die Inhalte für Jugendliche aber zu forsch – solche Inhalte hätten im Schulunterricht nichts verloren.

«Übermässiger LGBTI-Einfluss»

Der Verein, der seinen Ursprung in der 2013 eingereichten Initiative «Schutz vor Sexualisierung im Kindergarten und in der Primarschule» hat, wirft der Broschüre unter anderem Tipps und Tricks zur Verwendung von Sexspielzeugen für anale Sexualpraktiken und «Lecktüchern» für den Oralverkehr vor, schreibt die Schutzinitiative am Freitag in einer Mitteilung.

Damit würden Kinder in diesem Alter in absolut nicht altersgerechte Sexualpraktiken eingeführt, die im Schulunterricht nichts zu suchen hätten. Mit der Broschüre, die von der Stiftung «Sexuelle Gesundheit Schweiz» (SGCH) herausgegeben wird, würden Kinder ab 12 Jahren «in die sexuelle Welt der Erwachsenen oder einer Minderheit mit besonderen Vorlieben gedrängt», kritisiert der Verein.

Auffällig viel Raum werde den Themen Analverkehr, Homo- und Transsexualität eingeräumt. Da sei der starke Einfluss von LGBTI-Organisationen spürbar, denen im Impressum ein spezieller Dank ausgerichtet werde. Dieser «übermässige Einfluss der Homosexuellen- und LGBTI-Lobby» müsse gestoppt werden, schreibt der Verein.

Herausgeberin ist Partnerin vom BAG

Die 1993 von Mitgliedern der heutigen Beratungsstellen für sexuelle Gesundheit und der Fachstellen für Sexualpädagogik gegründete Non-Profit-Organisation SGCH ist die Dachorganisation der Fachstellen für sexuelle Gesundheit in der Schweiz und eine Partnerin des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Sie setzt sich für die Promotion sexueller Gesundheit und die Einhaltung der sexuellen Rechte ein.

Barbara Berger, Geschäftsleiterin von Geschäftsführerin von SGCH, findet die Vorwürfe nicht gerechtfertigt, sagt sie auf Anfrage des Blicks. Die Broschüre sein in Zusammenarbeit mit verschiedenen Experten aus dem Bereich sexuelle Gesundheit erarbeitet worden, welche sich täglich mit gesamtheitlicher, altersgerechter Sexualaufklärung befassen würden. Ausserdem sei die Broschüre durch verschiedene Schulklassen in der jeweiligen Altersgruppe gegengelesen, bewertet und anschliessend überarbeitet worden.

Der angebliche Einfluss der LGBTI-Lobby sei zudem die Argumentation der internationalen Anti-Gender Gruppe CitizenGo, so Berger. Diese sieht mit den aktuellen Entwicklungen eine Gefahr für die traditionelle Familie und das binäre Geschlechtermodell. (SDA/lm)


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?