Truppe in Aufruhr
Sommergruss des Chefs geht daneben

Christian Bock, oberster Zöllner des Landes, versetzte seine Behörde in Aufruhr. Sein Sommergruss an die Truppe wirkt für manche eher wie ein Angriff.
Publiziert: 03.08.2019 um 23:58 Uhr
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Die Frauen und Männer an den Landesgrenzen befinden sich in Aufruhr.
Foto: Keystone
Tobias Marti

Mitarbeiter zu motivieren, ist bekanntlich so eine Sache. Chefs sollten ihre Worte mit Bedacht wählen, Stolperfallen und Fettnäpfchen lauern überall. Auch wenn man nur einen unverfänglichen Sommergruss verschicken möchte.

Christian Bock, Direktor der Zollverwaltung, dürfte dies inzwischen ähnlich sehen.

Wenn er zum Beispiel schreibt, er wünsche sich mehr Vorgesetzte, die nicht in ihren Büros sitzen, sondern mit den Mitarbeitern draussen Dienst leisten, in der Nacht und am Wochenende, bei Kälte und Regen, dann könnte man leicht den Vorwurf heraushören, die eigenen Leute seien vielleicht etwas faul.

Der Chef wünschte zudem «meh Dräck»

Diffizil wird es überdies, wenn im gleichen Brief steht, die Verantwortlichen sollen doch bitte nicht nur Regeln aufstellen, sondern sie selber vorleben. Heikel auch die Passage, man wünsche sich «mehr Mut» und «weniger Gerüchte». Wenn dann da noch steht, man solle doch bitte nicht das eigene Ego in den Vordergrund stellen, wirkt so ein Gruss eher wie ein Angriff.
Der Chef wünschte zudem «meh Dräck». Ansonsten schöne Ferien und eine ruhige Sommerzeit.

Ruhe kann man das nicht nennen, was Bock mit dem Brief auslöste. Dabei befinden sich seine Frauen und Männer an den Landesgrenzen sowieso schon in Aufruhr. Denn diejenigen mit Waffen, die Menschen kontrollieren (Grenzschutz), sollen neuerdings mit denen ohne Waffen, die Waren kontrollieren (Zoll), fu- sioniert werden. Hinzu kommt eine Digitalisierung der Behörde. Seither bangen viele um ihren Job. Niemand werde durch ein Smartphone ersetzt, suchte der Direktor im April seine Truppe zu beruhigen.

Mitarbeiter seien düpiert und entrüstet

Und nun dieser Sommergruss! Die Gewerkschaft der Zöllner und Grenzwächter ist entsetzt, wie ein Schreiben an Direktor Bock zeigt: Man habe zahlreiche und heftige Reaktionen erhalten. Viele Mitarbeiter seien düpiert und entrüstet ob der demotivierenden Wirkung seiner Worte: «Mit ein paar Klicks gelangt man zum Musikvideo von Chris von Rohr, in welchem er den Song ‹Meh Dräck› in einem Schweinestall präsentiert.» Die Gewerkschaft fordert «mehr Anerkennung für die vielen», die «tief verunsichert über ihre Zukunft sind und trotzdem einen guten Job erledigen».

Eine Klarstellung sei angebracht.

Gleichen Zoll und Grenzwacht einem Schweinestall, oder wie war das gemeint? Der Direktor habe Aspekte des angestrebten Kulturwandels deutlich machen wollen, wiegelt sein Sprecher ab. Eine neue Denkweise solle gefördert werden.

Es gab auch positive Reaktionen

Bock habe sehr positive Reaktionen erhalten. Persönliche Interessen müssten hinter diejenigen der Verwaltung, der Wirtschaft und der Steuerzahler gestellt werden.

Auch als Steuerzahler könnte man sich da die Frage stellen, wie die Zollbehörde bisher arbeitete. Jedenfalls soll das Schreiben nun mit der Gewerkschaft besprochen werden.

Apropos «meh Dräck» – der Erfinder dieses Ausdrucks, der Musiker Chris von Rohr lieferte noch einen eigenen Beitrag zur Sommerposse.

Von Rohr zu SonntagsBlick: «Kommt doch wieder mal an ein Rockkonzert – das würde euch guttun!»

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