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Trotz mehr Stellen
Unter Bundesanwalt Lauber wachsen die Aktenberge

Bundesanwalt Michael Lauber hat mehr Stellen zur Verfügung als seine Vorgänger. Trotzdem wächst die Zahl der unerledigten Fälle an. Kein Wunder: Ausgebaut hat Lauber vor allem die Verwaltung.
Publiziert: 26.04.2019 um 23:28 Uhr
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Bundesanwalt Michael Lauber ist unter Druck.
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Sermîn FakiPolitikchefin

Bundesanwalt Michael Lauber (53) steht mit dem Rücken zur Wand. Wegen seiner Geheimtreffen mit Fifa-Boss Gianni Infantino (49) drohen Fussball-Korruptionsverfahren zu scheitern.

Das brachte Lauber am Donnerstag einen gewaltigen Rüffel seines Chef-Aufsehers Hanspeter Uster (61) ein: Der Fifa-Komplex sei «systemrelevant» geworden, der gute Ruf unserer Strafverfolgungsbehörden könne leiden.

Wichtigen Verfahren droht die Verjährung

Die Treffen mit Infantino sind aber nicht Laubers einziges Problem: Einem zentralen Fifa-Verfahren gegen Theo Zwanziger (73), Franz Beckenbauer (73) und weitere ehemalige Funktionäre des Deutschen Fussballbunds droht die Verjährung, wie die «NZZ» berichtete. Es geht darin um die Vergabe der WM 2006 nach Deutschland. Es braucht bis in zwölf Monaten ein erstinstanzliches Urteil. Bislang hat die Bundesanwaltschaft nicht einmal Anklage erhoben.

Mehr als 20 Fälle, die Lauber bei seinem Amtsantritt 2012 von Vorgänger Erwin Beyeler (67) übernommen hatte, sind noch nicht abgeschlossen. Und die Pendenzen stapeln sich auf den Pulten. 478 hängige Strafuntersuchungen listet die Bundesanwaltschaft in ihrem Jahresbericht 2017 auf – übernommen hatte Lauber 259 Fälle. Auch bei den laufenden Voruntersuchungen gibt es eine markante Zunahme – von 129 im Jahr 2016 auf 334 im Jahr darauf.

Ein Viertel der Stellen in der Verwaltung

Das erstaunt umso mehr, als die Bundesanwaltschaft unter Lauber gewachsen ist. Übernommen hatte er sie mit 160 Stellen – 2017 waren es über 224. Ausgebaut wurde vor allem die Administration: Hier stiegen die Stellen von 39 im Jahr 2012 auf 56 im Jahr 2017. Ein Viertel der Stellen entfällt damit auf die Verwaltung. Die Zahl der Leitenden Staatsanwälte wurde in den letzten sieben Jahren dafür von zehn auf vier reduziert.

Fragen zum auffälligen Zuwachs in der Verwaltung beantwortet die Bundesanwaltschaft nicht. Sie weist daraufhin, dass sie 2011 aus der Bundesverwaltung ausgegliedert wurde und interne Abteilungen aufbauen musste.

Zu den wachsenden Pendenzenbergen sagt sie, ihr gesetzlicher Auftrag habe sich erweitert – etwa auf den Bereich Völkerstrafrecht, Börsen- und Insiderdelikte sowie Cyberkriminalität. Für Verfahrenskomplexe mit internationalen Finanzströmen wie beim Fifa-Komplex sei zudem internationale Zusammenarbeit nötig, was Verfahren verlängere.

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