Am Sonntag erhielt SVP-Haudegen Oskar Freysinger von den Walliser Wählerinnen und Wählern eine klatschende Ohrfeige: Mit dem sechsten Platz im ersten Wahlgang für die Regierung straften sie ihn regelrecht ab. Jetzt droht ihm sogar die Abwahl. Sein Widersacher Christophe Darbellay (CVP) hingegen schaffte in der ersten Runde das Bestresultat – ihm flogen die Sympathien nur so zu.
Sündigen, beichten, büssen
So habe das Wahlvolk denn auch nicht geschätzt, dass von Darbellays Gegnern «mit dieser Frage gespielt wurde». Damit spricht Couchepin das rechtskonservative Lager um Oskar Freysinger an, das die Familienwerte thematisierte und damit unverhohlen auf Darbellays Affäre schoss.
Hotelier und Skilegende Art Furrer sieht ähnliche Gründe: «Im Gebirgskatholizismus ist es üblich, dass, wenn einer eine Beichte getan und einen Zusammenschiss kassiert hat, er dann auch wieder unterstützt wird.» Darum habe Darbellay trotz unehelichem Kind so gut abgeschnitten.
Das Wallis hat Darbellay also offiziell die Absolution erteilt. Was das für den CVP-Star persönlich bedeutet, bleibt offen. Er reagiert gestern nicht auf eine Anfrage von BLICK.
Schafft Freysinger die Wiederwahl?
Ob Freysinger die Wiederwahl schafft, hängt vom restlichen Kandidatenfeld ab. Davon etwa, ob die SP erneut mit zwei Leuten antritt. Für Couchepin wäre das ein Fehlentscheid: «Einen SP-Sitz goutieren auch viele Bürgerliche, zwei SP-Sitze sind undenkbar.» Eine Absprache zwischen CVP und FDP würde eine proportionalere Sitzverteilung mit drei CVP-Vertretern und je einem SP- und FDP-Vertreter ermöglichen. Couchepin hoffte gestern auf Einsicht bei SP und CVP: «Ein FDP-Vertreter anstelle von Freysinger würde für eine stabilere Regierung sorgen.»
Auf das Gegenteil hofft Art Furrer: «Es wäre schade, wenn Oskar Freysinger abgewählt würde, immerhin hat er der Politik im Wallis gutgetan.» Der SVP-Staatsrat darf laut Furrer hoffen: «Für konservative CVP-Wähler im Wallis wäre eine Regierung mit zwei Sozis das grösste Unglück seit dem Tod von Jesus Christus.» Viele aus der CVP würden darum im zweiten Wahlgang Freysinger wählen.
Constantin glaubt an Freysingers Chancen
Mit einer Abwahl Freysingers rechnet auch der Präsident des FC Sion, Christian Constantin, nicht: «Der Wähler wird im zweiten Wahlgang ein bisschen rechter wählen.» Das Resultat der ersten Runde zeige, dass die familiären Eskapaden von Christophe Darbellay null Konsequenzen hatten. Oskar Freysinger hingegen habe die Quittung bekommen für schlechte Entscheidungen in seinem Departement.
Am Abend entschied die SP aber gegen die Empfehlung von Couchepin: Sie schickt die bisherige Esther Waeber-Kalbermatten und den neuen Stéphane Rossini erneut ins Rennen. Damit ist die Chance für einen Pakt gegen Freysinger drastisch gesunken. Bis heute 17 Uhr müssen alle Parteien ihre Kandidaten für den zweiten Wahlgang anmelden.