Grünes Licht für Sommerferien im Ausland. Deutschland will die Grenze schon ab Samstag wieder lockern, auch in Österreich und Frankreich steht eine baldige Grenzöffnung an. Ab 15. Juni sollen die Grenzen zu diesen Ländern wieder vollständig geöffnet sein. CVP-Nationalrat Nicolo Paganini (53, SG), Präsident des Schweizer Tourismus-Verbands, beurteilt die Entwicklung positiv, wie er im BLICK-Interview erklärt. Gerade auch für den Schweizer Tourismus.
BLICK: Herr Paganini, die Grenzen öffnen schon bald wieder. Was löst das in Ihnen aus?
Nicolo Paganini: Das freut mich selbstverständlich. 80 Millionen Deutsche, 67 Millionen Franzosen – hier steckt ein grosses Potenzial für unser Land. Die Schweiz ist gerade bei Deutschen und Franzosen sehr beliebt.
Dann ist der Schweizer Tourismus gerettet?
Nein, noch lange nicht. Wir hatten eine Vollbremsung und lockern nun die Bremsen, von freier Fahrt für den Tourismus kann noch keine Rede sein. Einen grenzüberschreitenden Tourismus im grossen Stil wird es diesen Sommer nicht geben.
Warum nicht?
Weil sich viele vor einer zweiten Pandemie-Welle fürchten. Das Sicherheitsgefühl fehlt vielerorts noch. Die Leute werden deshalb zurückhaltend sein. Positiv wirkt sich für uns aus, dass die Schweiz den Ruf eines sauberen und sicheren Landes geniesst. Davon werden wir profitieren. Allerdings reicht es nicht, wenn nur die Europäer zu uns kommen. Denn ich befürchte, die asiatischen und amerikanischen Gäste werden uns wegen der Reisebeschränkungen noch länger fehlen.
Und die Schweizer werden die Lücke nun auch nicht füllen, weil sie eben doch lieber ans Meer fahren?
Nein, da mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Viele Schweizer werden dieses Jahr ihre Ferien in der Schweiz verbringen, weil sie die grosse Sicherheit haben, die hier gebuchten Ferien auch durchführen zu können. Im Ausland schwebt immer eine gewisse Unsicherheit mit, da sich die epidemiologische Lage rasch ändern kann und Grenzen vielleicht wieder geschlossen werden.
Sie raten also von Auslandsferien ab?
Nein, keineswegs! Wer im Ausland Ferien macht, soll diese geniessen. Niemand soll in der Schweiz Ferien machen müssen, weil er eingesperrt ist. Sondern weil die Schweiz eine fantastisches Ferienland ist. Das ist der Bevölkerung wieder ins Bewusstsein gerückt. Deshalb bin ich auch überzeugt, dass der Schweizer Tourismus mit den Grenzöffnungen mehr gewinnt als verliert.
Trotzdem gibt es schon unzählige Ideen, wie der Inlandtourismus angekurbelt werden soll. Was schlagen Sie vor?
Der wichtigste Schritt ist eine weitere Lockerung am 8. Juni, die uns der Bundesrat in Aussicht gestellt hat. Offene Grenzen bringen nichts, wenn Bergbahnen und Schiffe nicht verkehren dürfen und die Campingplätze geschlossen bleiben. Es macht doch keiner auf der Lenzerheide Ferien, wenn die Bergbahnen nicht fahren.
Aber vielleicht, wenn er einen 200-Franken-Gutschein erhält oder die Hotelübernachtung von den Steuern abziehen kann?
Wir prüfen diese Vorschläge. Grundsätzlich bin ich aber kein Fan von solchen Giesskannen-Rezepten und Helikoptergeld. Es braucht nicht den Zweihänder, sondern gezielte Massnahmen. Am besten sind jene, welche die Marge der Tourismusbetriebe verbessern. Eine befristet reduzierte oder erlassene Mehrwertsteuer ist deshalb eine mögliche Option, die ernsthaft geprüft werden muss.
Zum Schluss: Wo verbringen Sie dieses Jahr Ihre Ferien?
Nach der Sommersession mache ich vier Tage Ferien im Tessin, und im Juli fahre ich dann ins Oberengadin nach Pontresina.