Tierschützer kämpfen gegen Paarungs-Stress und Krankheiten
Kastrieren im Akkord

Das «Network for Animal Protection» (Netap) kämpft gegen Paarungs-Stress und Krankheiten. Acht Tierärzte und 25 freiwillige Tierfreunde kontrollieren die namenlosen Katzen von Kopf bis Fuss, impfen und kastrieren sie.
Publiziert: 30.11.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 01:01 Uhr
Von Céline Krapf (Text) und Stefan Bohrer (Fotos)

Der getigerte Streuner miaut verzweifelt. Die Bauernhof-Katze, angeschrieben mit D3, schwankt erst und schläft dann auf dem Käfigboden ein. In wenigen Minuten wird sie keine Eierstöcke mehr haben. Das N etwork for Animal Protection (Netap) führte gestern eine Kastrations-Aktion in Delémont durch.

In der Wintersaison kastrieren Esther Geisser (46) und ihr Team an jedem Wochenende in einer jeweils anderen Region der Schweiz bis zu hundert herrenlose Miezen – täglich. «Es ist eine Schande für unser Land», erklärt die ehemalige Juristin Geisser. «Die Tiere vermehren sich ungebremst und leiden unter den Folgen: Krankheiten, Paarungsstress, Muttersorgen, Revierkämpfe.»

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Katzen-Lazarett: Ein Raum im Von-Roll-Areal in Delsberg wird für einen Tag in ein Feldspital für Streuner umfunktioniert.
Foto: Stefan Bohrer

«Gibt es zu viel Nachwuchs, wird dieser oft von Bauern getötet.» Sie vermutet, dass jährlich mindestens 100 000 Katzen elendiglich sterben. Rund 80 wilde Katzen aus der Region gingen der Organisation und ihren Katzenfängern dieses Wochenende in die Fallen. Am Sonntag dann der grosse Tag: Acht Tierärzte und 25 freiwillige Tierfreunde kontrollieren die namenlosen Katzen von Kopf bis Fuss, impfen und kastrieren sie.

Unter ihnen: D3. Das getigerte Büsi ist rasiert, geimpft und somit parat für den kleinen Eingriff. Die narkotisierte Katze wird auf einem Brett fixiert, alle Viere von sich gestreckt. «Es ist eine Eigenkonstruktion», sagt Geisser stolz. Das Brett inklusive Katze wird senkrecht gestellt. «Die Organe rutschen so hinunter, und die Eierstöcke sind besser zu finden.» Die Tierärztin Karin Neges (42) macht einen kleinen Schnitt.

Keine Viertelstunde später sind die Eierstöcke entfernt, die Wunde vernäht. Das Ohr wird kupiert, als Zeichen für die erfolgte Kastration. Neges und ihre Kollegen verdienen keinen Rappen. Sie setzen sich ehrenamtlich für das Wohl der Katzen ein. Das Material für rund 80 Franken beschafft die Tierschutzorganisation Netap mit Spendengeldern. «Wir sparen nicht am Tier, sondern an uns», so Geisser.

Das getigerte Büsi D3 und seine 79 Artgenossen werden bis heute Morgen betreut. Dann dürfen sie in ihr Revier zurückkehren.

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