Tierschützer fordern Kastrations-Pflicht für freilaufende Katzen
«Schluss mit der Wegwerf-Mentalität»

Die 100'000 Unterschriften für die Petition sind zusammen. Nun müssen Bund und Kanton entscheiden, ob es eine Kastrationspflicht für Katzen braucht. 152 Tierschutzorganisationen sind dafür: «Das Elend ist gross. Auch in der Schweiz», sagen sie.
Publiziert: 12.03.2018 um 08:19 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:52 Uhr
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Tierschützer fordern: Katzen mit Auslauf sollen zwingend kastriert werden.
Foto: Akimasa Harada
Anian Heierli

Wenn Katzen können, machen sie noch mehr Katzen. Und wenn niemand Platz und Futter hat für die, wo landen diese Büsi dann? Im Sack, im See. Das ist auch im 21. Jahrhundert noch immer Realität in der Schweiz.

Die Schweizer Tierschützer haben genug von diesem mittelalterlichen Treiben. 152 Organisationen wollen, dass Katzen mit Auslauf zwingend kastriert werden müssen. Die 100'000 Unterschriften für die Petition sind bereits zusammen, und es werden ständig mehr. Den Startschuss dafür gaben die Stiftung für das Tier im Recht (TIR) und der Verein Network for Animal Protection (NetAP).

Die Präsidentin von NetAP, Esther Geisser, sagt: «Nicht nur in Süd- und Osteuropa, auch in der Schweiz ist die unkontrollierte Vermehrung freilaufender Hauskatzen ein ernstes Problem.» Sie selbst organisiert grosse Kastrationsaktionen und weiss: «Das Elend ist gross. Viele herrchen- und frauchenlose Tiere leiden an Hunger und Krankheiten.»

Esther Geisser von der Tierschutzorganisation NetAP kastriert immer wieder verwilderte Katzen wie hier im November 2015 in Delsberg.
Foto: STEFAN BOHRER

Ausgesetzt, ertränkt und erschlagen

Schätzungen zufolge gibt es in der Schweiz bis zu 300'000 Katzen, die niemandem gehören. Zudem werden rund 100'000 unerwünschte Katzen jährlich getötet. Und zwar meist nicht fachgerecht: Sie werden ausgesetzt, ertränkt, erschlagen. Die Extremfälle sind erschreckend: Eine Tierquälerin liess Katzen in der Tiefkühltruhe erfrieren, und ein Bauer in der Innerschweiz erschlug junge Büsi mit dem Hammer. Die Strafen für solche Grausamkeiten sind lächerlich gering. 

Tierschützerin Geisser nimmt allerdings Bauern in Schutz: «Am Katzenelend sind nicht einfach nur die Landwirte schuld, wie oft behauptet wird.» Im Gegenteil: «Es gibt viele Bauern, die ihre Tiere kastrieren lassen und gut zu ihnen schauen.» Die NetAP-Präsidentin betont: «Es sind genauso Privatleute, die ständig für Nachwuchs sorgen und damit zur Überpopulation beitragen.»

Jährlich werden rund 100'000 unerwünschte Katzen getötet.
Foto: Bernard Van Berg / EyeEm

«Probleme in Privathaushalten nehmen zu»

Daran änderte selbst die Aufklärung von Tierschutzorganisationen in den letzten Jahren nichts. Im Gegenteil: Laut NetAP nimmt das Problem mit den Privaten sogar zu. Viele Leute würden sich unüberlegt Katzen anschaffen, um sie später abzuschieben oder auszusetzen, wenn sie nicht mehr in die Lebensplanung passen. «Es herrscht eine richtige Wegwerfmentalität», sagt Geisser.

Doch wer kontrolliert künftig, ob Halter ihre Katzen tatsächlich kastrieren lassen? «Schweizer sind pflichtbewusst», so Geisser. «Wir gehen davon aus, dass es wenige Kontrollen braucht.» Als Beispiel nennt sie die deutsche Stadt Paderborn. Hier gilt seit 2008 die Kastrationspflicht für freilaufende Katzen. Das Modell funktioniert auch ohne Sanktionen. Es kam bisher lediglich zu Anhörungsverfahren.

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