So unendlich schlecht könne Adolf Hitler nicht gewesen sei, twitterte der BDP-Politiker Thomas Keller (35) letzte Woche. Er sehe in Hitler «nicht nur den bösartigen Tyrannen und Diktator, die Geschichtsschreibung ist ziemlich aus einer einseitigen Perspektive», so der Thurgauer Bauunternehmer.
Seither ist bei BDP Schweiz Feuer im Dach. Parteipräsident Martin Landolt (50) forderte die Kantonalpartei umgehend auf, gegen Keller ein Ausschlussverfahren einzuleiten. Deren Präsident Jürg Schumacher (57) weilte letzte Woche in den Ferien, doch die BDP Thurgau distanzierte sich auf Twitter «ausdrücklich von braunem Gedankengut», betonte, dass «die Verniedlichung von Gräueltaten des NS-Regimes nicht toleriert» werde und kündigte «weitere Massnahmen» an.
Noch kein Gespräch mit Keller
Doch nun sieht man dort Kellers Aussagen offenbar als nicht mehr derart brisant an, dass es zur Klärung zeitnah ein persönliches Gespräch gebraucht hätte. «Ich habe noch nicht mit Herrn Keller gesprochen, er hat weder das Gespräch mit mir gesucht noch ich mit ihm», sagt Schumacher zu BLICK. Er habe zum ersten Mal seit langer Zeit zwei Wochen Ferien gehabt. «Und diese wollte ich mir von so etwas nicht vermiesen lassen.»
Trotzdem klingelte das Telefon von Schumacher seit letztem Montag immer wieder. «Einzelne Parteimitglieder sorgen sich um den Ruf der Partei und haben sich bei mir gemeldet», erzählt er.
BDP Thurgau sieht sich als Prügelknabe
Die BDP Thurgau hofft wohl, dass mit der Zeit Gras über den Skandal wächst. «Wir werden an der Vorstandssitzung im August entscheiden, ob wir ein Ausschlussverfahren einleiten», sagt Schumacher. «Im August wird Thomas Keller Stellung nehmen können. Aber Herr Keller ist ja auch kein gewählter Politiker, sondern zufällig BDP-Mitglied.» Darum sei die Aussage nicht so schwerwiegend zu werten.
Hitler-Verharmloser Keller würde nicht wegen des Inhalts seines Tweets angegriffen, sondern wegen seiner Parteiangehörigkeit, ist Schumacher überzeugt. Die BDP müsse in dem Skandal als Prügelknabe hinhalten. «Bei der BDP ist man sich gewohnt, dass bei uns etwas hochstilisiert wird, was bei anderen akzeptiert ist», so Schumacher.
«Andere können ausländerfeindlich sein, ohne derart kritisiert zu werden.» Zudem sei die Aussage von Herrn Keller nicht einmal rassistisch gemeint gewesen, «sondern einfach unüberlegt».