Der Kanton Bern wählt ein neues Parlament. In zwei Monaten entscheidet das Stimmvolk über die künftige Zusammensetzung des Grossen Rats.
Die SVP strebt zusätzliche Sitze an. Einen davon soll Thomas Schori (45) erobern, Bauunternehmer und Vizepräsident der SVP-Sektion Urtenen-Schönbühl. An der vergangenen Delegiertenversammlung nominierte ihn die Berner Partei offiziell als Kandidaten. Er steigt auf der Liste Mittelland-Nord ins Grossratsrennen.
Schori ist der SVP erst vor knapp einem Jahr beigetreten. Bis dahin politisierte er nicht öffentlich. Im Hintergrund engagierte er sich aber bereits in den letzten Jahren in einer Partei: bei der Pnos, der rechtsextremen Partei national orientierter Schweizer.
«Invalide, Asoziale und Asylanten»
Dabei scheute er Auftritte. Eine Ausnahme machte Schori allerdings am 1. Mai 2016, als er mit knapp 20 Kameraden vor dem Sitz der Gewerkschaft Unia in Langenthal BE aufmarschierte. In einer Rede forderte er, dass dem «Schweizer Arbeiter» wieder mehr Bedeutung zukommen müsse. Denn dieser werde verdrängt von «Arbeitslosen, von Invaliden, Asozialen und Asylanten».
Seine Parteikameraden waren begeistert. Sie nominierten ihn als einzigen Kandidaten fürs nationale Pnos-Vizepräsidium. Doch kurz vor der Wahl im Sommer 2016 machte Schori einen Rückzieher – und trat bald darauf aus der Partei aus.
Die kantonale SVP-Führung ist überrascht vom rechtsextremen Hintergrund ihres Kandidaten. «Ich wusste nichts von alledem», sagt Präsident Werner Salzmann.
Thomas Schori selbst wiegelt ab. Er stehe zu seiner Pnos-Vergangenheit. Die Partei bestehe aus ganz normalen Menschen – «auch wenn das der Mainstream nicht wahrhaben will».
Als rechtsradikal würde er sich nicht bezeichnen. «Extremismus ist grundsätzlich falsch», so der Grossratskandidat.
Schoris Onlineaktivitäten vermitteln ein anderes Bild. Auf Facebook gefallen ihm Neonazi-Seiten wie die der deutschen NPD oder der Reconquista Germanica. Zudem outet er sich als Fan des militanten Sicherheitsdienstes der Pnos, des «Ahnensturms» (Foto oben).
Ob Schori trotz seiner Vergangenheit auf der SVP-Liste bleibt, ist offen. Klar ist, dass die Pnos sich auch ohne ihren ehemaligen Aktivisten zur Wahl stellt. Die Rechtsextremen treten mit einer eigenen Liste an. Chancen auf einen Sitz dürften sie indessen keine haben.