Über die zweite Röhre am Gotthard entscheidet das Volk: 125 573 Personen haben das von einer breiten Allianz lancierte Referendum unterschrieben. 75 731 davon wurden beglaubigt.
Zehn Prozent der Unterschriften kommen aus dem Tessin. Und nirgends haben – gemessen an der Bevölkerung – so viele unterschrieben wie in Uri.
Uri und Tessin – das sind die beiden Symbolkantone im Gotthard-Kampf! Die Tessiner Regierung kämpft vehement für die zweite Röhre, die Urner Regierung ebenso strikt dagegen.
Doch in beiden Kantonen stösst die offizielle Haltung auf Widerstand. «Die Tessiner Regierung hat wohl die Stimmung in der Bevölkerung wieder völlig falsch eingeschätzt», sagt die grüne Tessiner Grossrätin Greta Gysin (31). Für den Südkanton bedeute eine zweite Röhre «mehr Verkehr, mehr Lärm, mehr Luftverschmutzung – und damit weniger Gesundheit und weniger Lebensqualität.» Dass es mit zwei Röhren bei nur zwei befahrenen Fahrspuren bleibe, «ist ein Märchen, das keiner glaubt».
Gysin: «Die Tessiner haben schon zweimal Nein zur zweiten Röhre gesagt – und werden dies ein drittes Mal tun.»
Im Kanton Uri schwimmt CVP-Ständerat Isidor Baumann (59) gegen den offiziellen Strom: «Ich habe lange und sauber abgewogen. Der Sicherheitsaspekt spricht für einen Sanierungstunnel. Und als ehemaliger Volkswirtschaftsdirektor habe ich auch die Anliegen von Wirtschaft und Tourismus berücksichtigt», begründet er sein Ja zur zweiten Röhre. Eine Lösung mit einer Verladestation in Uri sei keine Alternative: «Damit würde der Entwicklungsraum eingeschränkt. Die Landreserven sind sonst schon knapp!» Knapp werde auch das Abstimmungsresultat in Uri ausfallen, glaubt Baumann.
Den Alpenschutzartikel sieht er mit dem Sanierungstunnel nicht verletzt. Und: «Zu jeder Art einer Kapazitätserweiterung hat so oder so das Volk das letzte Wort.»