80 auf der Autobahn! Mit der Ankündigung von häufigeren Temporeduktionen sticht Astra-Direktor Jürg Röthlisberger in ein Wespennest. Die Meinungen der BLICK-Leser über den Sinn der Massnahme gehen weit auseinander.
Röthlisbergers Credo «Besser langsam fahren als schnell stauen!» ist auch im Bundeshaus hoch umstritten. Gar nichts von Tempobeschränkungen hält SVP-Nationalrat Walter Wobmann (SO). Für den Präsidenten der Schweizerischen Motorradföderation ist klar: «Unter dem Deckmantel der Staubekämpfung arbeiten die Behörden an der schleichenden Ausbremsung der Schweiz und ihrer Bürger.» Es sei «völlig daneben», das Tempo «noch weiter» zu reduzieren. Er habe schon heute das Gefühl, dass «allenthalben Tempo 100» gelte. Dabei sei man bei 120 Stundenkilometern weniger lange auf der Strasse unterwegs. Er fordert mit Verweis auf Nachbarstaaten Tempo 130 generell.
Das Argument, dass eine geringere Geschwindigkeit die Abstände verkleinere, lässt der Solothurner nicht gelten: «Wer einigermassen Auto fahren kann, muss auch bei 120 nicht einen kilometerlangen Abstand haben.» Der einzig richtige Weg sei, alle Pannenstreifen «sofort und flächendeckend» für den Verkehr freizugeben. Das Astra mache das nicht konsequent und vor allem nicht schnell genug.
Ganz anders sieht das VCS-Präsidentin und SP-Nationalrätin Evi Allemann (BE): «Das wäre eine Kapazitätserweiterung und sehr gefährlich.» Die Offensive für mehr Tempo 80 begrüsst sie aber. «Damit können wir die vorhandene, teure Infrastruktur nutzen, ohne neue Spuren zu bauen», erklärt sie. Und es käme zu weniger «volkswirtschaftlich schädlichen» Staus.
Für TCS-Vizepräsident und FDP-Nationalrat Thierry Burkart (AG) sind Röthlisbergers Bremspläne «Ausdruck einer massiv verschlafenen Verkehrspolitik». Man habe es verpasst, rechtzeitig für genügend Kapazität auf den Autobahnen zu sorgen. Keinesfalls dürfe Tempo 80 den Kapazitätsausbau verzögern oder gar verhindern. Als «temporäre und flexible Massnahme» könne die Massnahme zwar zu einer Verflüssigung des Verkehrs führen. Dafür brauche es aber eine glasklare Kommunikation. «Der Autofahrer muss wissen: Warum jetzt, warum hier?»
Auch die Wissenschaft beschäftigt sich mit Maximalgeschwindigkeiten. Verkehrsplanungsprofessor Kay Axhausen von der ETH Zürich dachte vor zwei Jahren gar laut über eine Tempolimite von 65 bis 70 Stundenkilometern nach. In Singapur gilt heute bereits ein entsprechendes Regime.