Unter den Schweizerinnen und Schweizern herrscht grosse Uneinigkeit darüber, wer für die derzeitigen Kriegshandlungen im Nahen Osten verantwortlich ist. Dies zeigt eine Umfrage im Auftrag von Blick, an der 16'157 Stimmberechtigte aus der Deutschschweiz und der Romandie teilgenommen haben. So zeigen 44 Prozent der Befragten eine negative oder eher negative Haltung gegenüber Muslimen, 22 Prozent stimmen antisemitischen Stereotypen zu.
Was aus der repräsentativen Umfrage ebenfalls ersichtlich wird, die das Meinungsforschungsinstitut Sotomo durchgeführt hat: Die Schweizer Bevölkerung hat mehrheitlich Empathie für die israelische Bevölkerung. Allerdings zeigt sich, dass gerade jüngere Menschen (18 bis 25 Jahre) in der Tendenz mehr Verständnis für Palästinenserinnen und Palästinenser haben.
Junge eher für Hamas
Politgeograf Michael Hermann (52), dessen Institut die Umfrage durchführte, sagt: «Die Jungen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren sind die einzige Altersgruppe, in der überhaupt Sympathien für die Hamas festzustellen sind.»
Die Hamas-Terroristen drangen am 7. Oktober aus dem Gazastreifen nach Israel ein, töteten über 1200 Menschen, entführten Hunderte. Ihr programmatisches Ziel: die Zerstörung Israels und die Errichtung eines islamischen Staates Palästina.
15 Prozent Junge geben also an, sehr oder eher positive Gefühle gegenüber der radikalislamischen Hamas zu haben. Bei den älteren Befragten ist diese Zustimmung deutlich geringer. Am niedrigsten ist sie bei den über 65-Jährigen. Dort hegen nur gerade einmal zwei Prozent Sympathien für die Hamas. Antisemitische Stereotype sind allerdings nicht stärker verbreitet als bei den älteren Altersgruppen.
Die Befragung «So denkt die Schweiz?» zum Thema «Die Schweiz und der Nahostkrieg» wurde von Sotomo im Auftrag von Blick durchgeführt. Die Umfrage wurde vom 10. bis 15. November 2023 auf Blick.ch erhoben. Die Antworten von 16’157 Stimmberechtigten aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz konnten für die Auswertung verwendet werden. Die Stichprobe wurde gemäss den relevanten demografischen und politischen Merkmalen statistisch gewichtet. Die Resultate der Befragung sind repräsentativ für die Stimmbevölkerung der deutsch- und französischsprachigen Schweiz. Die Fehlerspanne beträgt +/-2,6 Prozentpunkte.
Die Befragung «So denkt die Schweiz?» zum Thema «Die Schweiz und der Nahostkrieg» wurde von Sotomo im Auftrag von Blick durchgeführt. Die Umfrage wurde vom 10. bis 15. November 2023 auf Blick.ch erhoben. Die Antworten von 16’157 Stimmberechtigten aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz konnten für die Auswertung verwendet werden. Die Stichprobe wurde gemäss den relevanten demografischen und politischen Merkmalen statistisch gewichtet. Die Resultate der Befragung sind repräsentativ für die Stimmbevölkerung der deutsch- und französischsprachigen Schweiz. Die Fehlerspanne beträgt +/-2,6 Prozentpunkte.
Zudem ist bei den 18- bis 25-Jährigen auch die Zustimmung für Demonstrationsverbote viel tiefer als bei den Älteren. 51 Prozent möchte, dass in der Schweiz Demonstrationen verboten werden, wenn dort mit antisemitischen Parolen zu rechnen ist. Bei den über 35-Jährigen sind es zum Teil weit über 60 Prozent, die solchen Demonstrationen einen Riegel schieben möchten.
Von sozialen Medien beeinflusst
Die Jungen zwischen 18 und 25 sind also nicht per se antiisraelisch eingestellt – sie haben aber mehr Verständnis für Palästina, sind kritischer gegenüber Israel und vor allem haben sie überproportional hohe Zustimmungsraten für eine Terrorgruppe. Was sind die Gründe?
«Das Narrativ der Hamas als Freiheitskämpfer scheint bei jüngeren Menschen zu verfangen», sagt Hermann. Hinzu komme die Übermittlung des Konflikts, gibt er zu bedenken. «Tiktok ist voll von emotionalen Bildern aus dem Gazastreifen. Jüngere solidarisieren sich stärker mit den vermeintlich Unterdrückten», sagt Hermann. Gleichzeitig scheine auch das Geschichtsbewusstsein geringer. Greta Thunberg symbolisiere diese Haltung, so der Sotomo-Geschäftsführer.
Monika Waldis (56), Leiterin des Zentrums für Politische Bildung und Geschichtsdidaktik an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), glaubt ebenfalls, dass Informationsgewohnheiten – vor allem in den sozialen Medien – einen Einfluss haben dürften. Sie sagt aber auch, dass dazu noch keine empirischen Daten vorlägen.
Ist die heutige Jugend weniger sensibel für den Holocaust als frühere Generationen?
«Es kann sein, dass Jüngere trennen, was sie in der Schule lernen und was über ihre Bildschirme flimmert. Armut, Sperranlagen – die Bilder aus dem Gazastreifen sind zum Teil verstörend und können überwältigend wirken», sagt sie. Die Gegenwart liege ihnen näher. Die Berichterstattungen und Bilder lösten derzeit grosse Empathie für Palästinenserinnen und Palästinenser aus.
Die Befragung «So denkt die Schweiz?» zum Thema «Die Schweiz und der Nahostkrieg» wurde von Sotomo im Auftrag von Blick durchgeführt. Die Umfrage wurde vom 10. bis 15. November 2023 auf Blick.ch erhoben. Die Antworten von 16’157 Stimmberechtigten aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz konnten für die Auswertung verwendet werden. Die Stichprobe wurde gemäss den relevanten demografischen und politischen Merkmalen statistisch gewichtet. Die Resultate der Befragung sind repräsentativ für die Stimmbevölkerung der deutsch- und französischsprachigen Schweiz. Die Fehlerspanne beträgt +/-2,6 Prozentpunkte.
Die Befragung «So denkt die Schweiz?» zum Thema «Die Schweiz und der Nahostkrieg» wurde von Sotomo im Auftrag von Blick durchgeführt. Die Umfrage wurde vom 10. bis 15. November 2023 auf Blick.ch erhoben. Die Antworten von 16’157 Stimmberechtigten aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz konnten für die Auswertung verwendet werden. Die Stichprobe wurde gemäss den relevanten demografischen und politischen Merkmalen statistisch gewichtet. Die Resultate der Befragung sind repräsentativ für die Stimmbevölkerung der deutsch- und französischsprachigen Schweiz. Die Fehlerspanne beträgt +/-2,6 Prozentpunkte.
Auseinandersetzung mit Holocaust im Lehrplan
Waldis macht aber auch klar, dass die Geschichte Israels heute noch immer intensiv in den Schulen behandelt wird. Viele Lehrpersonen würden das auch sehr gut machen.
Ein Blick in den Lehrplan 21 zeigt: Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust findet durchaus statt. Hauptsächlich in zwei Fachbereichen: «Ethik, Religionen, Gemeinschaft» und «Räume, Zeiten, Gesellschaften». In der französisch- und italienischsprachigen Schweiz wird zwar nach anderen Lehrplänen unterrichtet, aber auch dort werden diese Themen behandelt.
Ganz grundsätzlich wirken aber schulisch wie ausserschulisch derart viele Faktoren auf die Einstellung und Haltung eines jungen Menschen ein, dass der Einfluss eines Lehrplans gar nicht messbar und gleichzeitig marginal sei, heisst es dazu bei der Geschäftsstelle der Regionalkonferenzen der Erziehungsdirektionen der Deutschschweiz.