Über 100 Teams auf der ganzen Welt wetteifern darum, einen Impfstoff gegen das Coronavirus zu finden und möglichst schnell zu produzieren. Auch wenn es bis dahin noch Monate dauern wird: Der Kampf, wer den Impfstoff zuerst bekommt, ist schon voll eröffnet.
Getreu seiner Maxime «America first» zieht US-Präsident Donald Trump (73) alle Register, damit Amerikaner dereinst zu den Ersten gehören, die geimpft werden. So finanziert die US-Regierung einige Impfprojekte mit und leitet daraus das Recht ab, auch zuerst beliefert zu werden.
Bund legt sich Strategie zurecht
Auch die Schweiz will sicherstellen, dass sie genügend Impfdosen haben wird. Die Herausforderung: herauszufinden, welches der mehr als 100 Projekte erfolgversprechend ist. Als aussichtsreich gelten zehn bis zwölf Projekte. Davon ist etwa die Hälfte auch potent genug, um schnell viele Milliarden Impfdosen herzustellen.
Der Bund könnte bei einem der Hersteller jetzt schon eine Charge auf sicher reservieren. Oder aber er löst «Optionen» bei verschiedenen Herstellern ein und behält so mehrere Eisen im Feuer. BLICK weiss: Derzeit prüfen die Beamten, was sinnvoller ist. Dabei spielen nicht nur gesundheitspolitische Überlegungen eine Rolle. Es geht auch um die Standortfrage. Denn mit Janssen Vaccines forscht auch ein Unternehmen in Bern an einer Impfung.
Bund könnte Export verbieten
Würde der Verteilkampf noch zunehmen, könnte der Bundesrat verbieten, dass in der Schweiz hergestellte Impfungen exportiert werden. Ein solches Ausfuhrverbot galt Ende März bereits für Atemmasken und andere Schutzmaterialien.
Viele dürften froh sein, dass der Bund zuerst an die eigene Bevölkerung denkt. Bei der Linken kommt das «Switzerland first» aber nicht nur gut an. «Ein solcher Gesundheits-Nationalismus, wie ihn etwa Trump betreibt, ist bei einer Pandemie nicht nur ethisch verwerflich, sondern auch dumm», sagt SP-Nationalrat Fabian Molina (29).
Impfung für alle?
Um die Corona-Krise zu beenden, sei das Virus weltweit zu besiegen. Daher müssten alle Menschen gleichen Zugang zum Impfstoff haben. Molina: «Die Schweiz muss sich auf internationaler Ebene für eine solche faire Lösung einsetzen.»
Die Chance bietet sich gerade, denn derzeit trifft sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) virtuell zu ihrer Jahresversammlung, an der auch Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (60) teilnimmt. Die Impffrage ist einer der grossen Streitpunkte. Die EU fordert, dass eine allfällige Impfung ein «öffentliches Gut» sein solle – also ohne Patent allen einfach und kostengünstig zur Verfügung stehen müsse. Die Schweiz verhalte sich in dieser Frage «diskret», kritisiert die Nichtregierungsorganisation Public Eye – «vermutlich aus Angst vor negativen Reaktion ihrer Pharmaindustrie». Public Eye hat Gesundheitsminister Alain Berset (48) bereits vor sechs Wochen um ein Engagement für eine faire Verteilung von Corona-Heilmitteln gebeten. Bis jetzt aber keine Antwort erhalten.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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