Die BDP macht sich für Schwule stark. Sie will das lebenslange Blutspende-Verbot für Homosexuelle aufheben – und reicht heute einen entsprechenden Vorstoss dazu ein. «Dieses Verbot ist ein alter Zopf», sagt Fraktionschefin Rosmarie Quadranti.
Dass homosexuelle Männer kategorisch von der Blutspende ausgeschlossen würden, sei diskriminierend. «Ob eine Person als Spender geeignet ist, hängt nicht von der sexuellen Orientierung, sondern von ihrem wirklichen Lebenswandel ab.»
Support erhält die BDP von Blutspende SRK Schweiz. «Es wäre nun der richtige Moment, den lebenslangen Ausschluss zu überprüfen», sagt Direktor Rudolf Schwabe. «Aus unserer Sicht ist die heutige Regelung nicht in Ordnung. Man sollte nur jene Einschränkungen machen, welche für die Sicherheit notwendig sind – alles andere ist falsch.»
Swissmedic blockt ab
Doch die Zulassungbehörde Swissmedic winkt ab. Die zuständigen Stellen würden diese Frage immer wieder diskutieren und «stets evidenzbasiert» entscheiden, so Swissmedic-Sprecher Peter Balzli zu Blick.ch. Sollten wissenschaftliche Studien über die Schweiz eine neue Faktenlage belegen, welche eine Praxisänderung erfordern würden, dann werde Swissmedic auch handeln.
Nur: «In der Schweiz gibt es derzeit keine neuen Studienergebnisse zum Thema, welche diese Änderung, ohne Erhöhung des Risikos für die Empfänger von Bluttransfusionen, ermöglichen würde», so Balzli. «Aus diesem Grund sieht Swissmedic momentan keine Veranlassung, die gültige Praxis zu ändern.»
Risikoreiches Sexualverhalten
Die HIV-Rate sei bei homosexuellen Männern signifikant höher als bei der übrigen Bevölkerung, betont Swissmedic. Eine HIV-Infektion komme in der Schweiz bei 3 von 1000 Personen vor. Bei Männern, die Sex mit Männern haben, seien es jedoch 100 Ansteckungen pro 1000.
Den Vorwurf der Schwulen-Diskriminierung weist Balzli zurück: «Nicht die Homosexualität begründet den Ausschluss von der Blutspende, sondern das risikoreiche Sexualverhalten dieser Gruppe, gleich wie beispielsweise bei der ebenfalls risikoreichen Prostitution», erklärt er. «Swissmedic sieht folglich darin keine Diskriminierung.»
Und Balzli macht klar: «Das Recht der Patienten auf minimales Risiko – das Recht auf risikoarme Arzneimittel – ist höher zu werten als das Recht zur Blutspende.» Beim Entscheid, ob jemand Blut spenden darf oder nicht, gehe es um den Schutz der Empfänger.
Pink Cross ärgert sich über «antiquitierte Haltung»
Dass Swissmedic weiterhin blockt, ärgert die Schwulenorganisation Pink Cross. «Das Beispiel anderer Länder zeigt, dass die antiquierte Haltung von Swissmedic längst überholt ist», sagt Pink-Cross-Geschäftsleiter Bastian Baumann. Sämtliche Blutkonserven würden heute mit modernen Tests überprüft, da mache das lebenslange Blutspende-Verbot keinen Sinn.
«Die heutige Regelung ist ungerecht und diskriminierend», sagt Baumann. Umso mehr freut er sich über den BDP-Vorstoss, habe man bei Swissmedic doch bisher auf Granit gebissen.«Wir fordern Fragen nach dem Risikoverhalten, nicht nach der sexuellen Orientierung.»
Anstelle einer lebenslangen Sperre sieht Baumann eine «Wartefrist» bei wechselnden oder neuen Sexualpartnern, wie sie heute mit vier Monaten für Heterosexuelle gilt, als mögliche Option.