Swisscom kritisiert Kommissions-Entscheid
«Replay-TV ist unverzichtbar!»

Zeitversetztes Fernsehen könnte bald nicht mehr möglich sein. Den TV-Anbietern Swisscom und UPC passt das gar nicht. Sie finden: Replay-TV gehört heute einfach dazu.
Publiziert: 04.07.2018 um 14:34 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:16 Uhr
Lea Hartmann

Es ist ein erster Etappensieg für die TV-Sender – aber es sind schlechte Nachrichten für die Konsumenten: Die zuständige Kommission des Nationalrats hat sich gestern dafür ausgesprochen, Replay-TV einen Riegel zu schieben. Im Grundsatz soll das zeitversetzte Fernsehen verboten werden, findet eine Mehrheit der Kommission. Erlaubt sein soll es nur noch, wenn ein Sender dem explizit – und zu seinen Konditionen – zustimmt.

TV-Sender beklagen 100 Mio Fr Schaden

Das SRF will sich auf Anfrage nicht zum Entscheid äussern. Die Medienstelle verweist auf die Interessengemeinschaft für Radio und Fernsehen (IRF), die sich für die Rechte der TV-Sender einsetzt. Diese rechnet für 2017 mit einem Schaden von über 100 Millionen Franken, den das Replay-Angebot verursachte. Die TV-Anbieter würden mit der Zurückspul-Möglichkeit die Existenz der Schweizer Fernsehsender bedrohen, schreiben sie auf ihrer Homepage warnend. Für eine neue Regelung kämpft die IRF deshalb schon lange.

Bei den TV-Anbietern ist man skeptisch, was den bezifferten Schaden betrifft. «Die von den TV-Sendern genannten Werbeverluste im TV-Markt können durch die offizielle Statistik zu den TV-Werbeeinnahmen nicht erhärtet werden», sagt UPC-Sprecherin Alexandra Bini. Die im Fernsehmarkt erzielten Gewinne seien auch in den vergangenen Jahren stabil gewesen oder gar gestiegen. «Das Bundesamt für Kommunikation spricht in einer Studie von nach wie vor guten bis sehr guten Aussichten für den TV-Werbemarkt in der Schweiz.» 

UPC bedauere den Entscheid der nationalrätlichen Kommission, «der auf offensichtlich falschen Informationen beruht». Man werde sich dafür einsetzen, dass zeitversetztes Fernsehen auch künftig möglich ist.

«Zeitversetztes Fernsehen ist Kundenbedürfnis»

Denn sollte die Regelung tatsächlich so durchkommen, würde das faktisch das Ende des Replay-TV bedeuten, sagt Swisscom-Sprecher Sepp Huber. Er verweist dafür auf die Erfahrungen in anderen Ländern. «Im Ausland, wo diese Rechte auch individuell ausgehandelt werden, gibt es kein vergleichbares Replay-TV.»

Auch die Swisscom kritisiert deshalb den Entscheid der Nationalratskommission. «Zeitversetztes Fernsehen entspricht einem ausgewiesenen Kundenbedürfnis», sagt Huber. Für ein zukunftsorientiertes TV-Angebot sei es deshalb «unverzichtbar».

Bund soll Bericht vorlegen

Noch stehen die parlamentarischen Beratungen zum Thema ganz am Anfang. Von einem definitiven Entscheid ist man also weit entfernt. Zudem ist sich selbst die Kommission ihrer Meinung noch nicht ganz im Klaren, obwohl sie mit grossem Mehr für die neue Regelung stimmte. Man verstehe beide Positionen, erklärt FDP-Nationalrat Kurt Fluri. «Die meisten von uns vermissen die Werbung schliesslich nicht. Auf der anderen Seite haben wir Verständnis dafür, dass man nicht nur gebührenfinanzierte, sondern auch werbefinanzierte Sender will.»

Die Kommission habe nun beim Bundesamt für Kommunikation einen Bericht zum Thema angefordert. Nach den Sommerferien wollen sich die Nationalräte dann erneut mit dem Thema befassen. 

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