Lage in Israel zu gefährlich
Swiss führt keine Rückholflüge mehr durch

Einmal pro Tag flog die Swiss diese Woche seit Dienstag nach Tel Aviv, um Schweizer Staatsbürger aus Israel zurückzuholen. Doch damit ist es nun vorbei. Wegen der Bodenoffensive im Gaza sei die Gefahr zu gross.
Publiziert: 13.10.2023 um 16:55 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2023 um 17:24 Uhr
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Die Israel-Sonderflüge der Swiss sind Geschichte.
Foto: Pius Koller
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

Die Swiss fliegt nicht mehr nach Israel. Eigentlich hätte die Airline am Samstag gleich zwei Sonderflüge durchführen wollen. Doch die Flüge sind abgeblasen, wie Blick aus der Bundesverwaltung erfahren hat. Die Swiss-Maschinen bleiben auf dem Boden. Wegen der israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen sei die Lage zu gefährlich, heisst es. Eigentlich hätte die Fluggesellschaft nochmals wohl 215 Passagiere in Tel Aviv abholen wollen. Doch Kenner rechnen damit, dass sich die Lage in Israel morgen Vormittag zuspitzt.

Schon bislang hatte die Swiss aus Sicherheitsgründen bei ihren Sonderflügen einen leicht anderen Kurs geflogen. Nun aber werden kaum mehr zivile Flugzeuge Kurs auf Israel nehmen, da sich die Kämpfe mit der Offensive generell ausweiten dürften.

Buchung versehentlich offen

Das Aussendepartement (EDA) hatte damit gerechnet, dass die Swiss am Samstag noch fliegt. Zwischenzeitlich konnte über ihre Helpline auch noch für diesen Tag gebucht werden. Es zeichnete sich im Verlauf des Freitags aber ab, dass die Flüge höchstens mit Vorbehalt angesetzt werden könnten und dass am Samstag definitiv hätte entschieden werden müssen. Doch in diesem Fall hätten sich über 400 Leute am Flughafen in Tel Aviv eingefunden. Und die Enttäuschung wäre riesig gewesen, wenn die Sonderflüge dennoch ausgeblieben wären.

Eine solch grosse Menschenansammlung könnte zudem zum Ziel der Hamas auserkoren werden. Auch die Bodencrew in Tel Aviv setzte sich einer immer grösser werdenden Gefahr aus. Und solange die Swiss-Maschine am Boden verbringt, während die Passagiere aus- und einsteigen und das Gepäck verladen wird, ist auch ihre Crew nicht sicher.

Aus ähnlichen Gründen führen auch andere europäische Fluggesellschaften deshalb ab sofort keine Sonderflüge mehr durch.

Österreichische Hercules versagte

Österreich hatte seine Staatsbürger mit einer Militärmaschine aus Israel ausfliegen wollen. Doch am Mittwoch hatte die Hercules-Maschine des österreichischen Bundesheers einen Defekt. Schliesslich konnten dann einige Personen mit einer Chartermaschine nach Larnaca (Zypern) fliegen. Am Donnerstag sprang dann die Austrian Airlines (AUA) ein, um die Leute von Larnaca und Tel Aviv zu holen.

In Deutschland lief ebenfalls nicht alles reibungslos. Die Swiss- und AUA-Mutter Lufthansa hatte nach dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am Samstag den Tarif durchgegeben, die Airlines des Flugkonzerns führten keine Sonderflüge durch. Auf Druck des EDA scherte die Swiss dann aber als Erste aus. Auch in Österreich ging es – wie geschildert – nicht ohne die Airline. Die Lufthansa musste auf Druck der deutschen Bundesregierung einlenken und am Donnerstag und Freitag mehrere Flüge durchführen.

Deutsche Hotline ging nicht

Wie im Fall der Swiss mussten sich Deutsche für die Lufthansa-Flüge über eine spezielle Hotline anmelden. Dabei kam es zu grossen Problemen, wie mehrere rückreisewillige Personen gegenüber verschiedenen deutschen Medien angaben. Selbst bei 100 Versuchen sei man kein einziges Mal durchgekommen und statt dass die Anrufenden in einer Warteschleife verharren konnten, kam nur das Besetztzeichen.

Die ersten Rückkehrer aus Tel Aviv sind zu Hause
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Endlich in Sicherheit:Die ersten Rückkehrer aus Tel Aviv sind zu Hause

Derzeit sehen die deutschen Pläne vor, dass man Larnaca (Zypern) anfliegt. Die Bundesregierung organisiert Busse und eine Fähre, die die deutschen Staatsbürger ans Meer und nach Zypern bringen sollen. Die Swiss verfügt aber nicht über die Möglichkeit, die Leute nach Larnaca zu bringen. Sie könnte sie lediglich dort abholen.

Von anderen profitieren

Aus dem EDA hatte es geheissen, nach dem Ende der Sonderflüge werde die Schweiz versuchen, zusammen mit anderen Staaten nach Lösungen zu suchen, um die restlichen ausreisewilligen Schweizerinnen und Schweizer zurückzuholen. Da die Schweizer Luftwaffe nicht über geeignete Transportflugzeuge verfügt, wollte man wie beim Putsch im Sudan, als Schweizer mit französischen Militärflugzeugen mitfliegen konnten, von anderen Armeen profitieren. Wie das Hercules-Out nun aber zeigt, ist es nicht sicher, dass das klappt.

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