Kompensieren Sie den CO2-Ausstoss?
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Umfrage am Flughafen:Kompensieren Sie den CO2-Ausstoss?

Swiss macht Klima-Ablasshandel einfacher – BLICK fragt am Flughafen nach
Kompensieren Sie CO2 auf Ihrem Flug?

Die Klimastreiks wirken – zumindest kurzfristig. Die Stiftung Myclimate verzeichnet viel mehr CO2-Kompensationen. Und die Swiss will ihr Angebot nun vereinfachen.
Publiziert: 17.07.2019 um 10:58 Uhr
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Aktualisiert: 03.08.2019 um 22:11 Uhr
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Die Ferien haben begonnen: Warteschlangen vor den Check-in Schaltern am Flughafen Zürich in Kloten, am Samstag, 13. Juli 2019.
Foto: Keystone
Sermîn Faki, Levin Stamm, Joel Probst

Die Flugscham fliegt mit: Immer mehr Schweizerinnen und Schweizern ist ihr klimaschädigendes Reiseverhalten ungeheuer. Auch wenn sie nicht auf Flugreisen verzichten, kompensieren sie den CO2-Ausstoss, der damit einhergeht. «Über die ersten sechs Monate 2019 betrachtet haben wir ein Wachstum bei unseren online zugänglichen Rechnern von ungefähr 400 Prozent», sagte Kai Landwehr, Sprecher der Kompensationsplattform Myclimate am Dienstag zu Radio SRF.

Ist es zu kompliziert?

400 Prozent sind ein massives Wachstum. Allerdings zahlen gemäss Schätzungen immer noch weniger als fünf Prozent der Passagiere freiwillig mehr als den Flugpreis.

Möglich, dass das auch damit zu tun hat, wie umständlich die Kompensation ist. Zwar hat etwa die Swiss seit 2007 eine Partnerschaft mit Myclimate. Wer online bucht, wird aber nicht gefragt, ob er kompensieren möchte. Zusatzgepäck, ein besonderes Menü und gar den Sitzplatz kann man mit einem Mausklick dazubuchen – das gute Klimagewissen nicht.

Dass das ein Hemmschuh ist, zeigt auch eine BLICK-Umfrage am Zürcher Flughafen. Viele der befragten Reisenden haben vom Konzept CO2-Kompensation zumindest schon gehört. Ute Kafka (59), Krankenschwester aus Berlin, sagt aber: «Wie und wo ich diese CO2-Kompensation abwickeln kann, hat mir bis jetzt noch keine Fluggesellschaft erklärt.» Sie sei durchaus bereit, einen kleinen Zusatzbetrag zugunsten des Klimas zu bezahlen. «Ich sehe ja, was im Luftraum abgeht.»

Mit einem Klick zur Kompensation

Passagieren wie Uta Kafka will die Swiss künftig entgegenkommen. Die Lufthansa-Gruppe, zu der auch die Swiss gehört, überarbeitet ihre Buchungsprozesse. Dabei soll die Möglichkeit der CO2-Kompensation in den Buchungsprozess integriert werden.

«Die Myclimate-Kompensation wird somit zukünftig wie andere Angebote zum Flug hinzugebucht und in einem Schritt abgerechnet werden können», so eine Sprecherin. Ab wann, ist derzeit noch nicht klar, da das gruppenweite IT-Projekt sehr komplex sei.

So funktioniert die Kompensation heute

Die Kompensation über Myclimate funktioniert derzeit so: Man gibt seinen Flug auf der Website www.myclimate.org ein. Ein hinterlegter Rechner ermittelt den persönlichen CO2-Ausstoss und gibt auch gleich an, wie hoch die Kompensation ist. Beispiel: Für einen Retourflug von Zürich nach Tokio in der Economy Class sind es 31 Franken.

Mit dem Geld finanziert Myclimate Klimaprojekte in aller Welt, etwa Aufforstungen von Wäldern – nach Einschätzung vieler Experten die wirksamste Massnahme gegen den Treibhauseffekt – und Solarkocher für die Bevölkerung sonnenreicher Entwicklungsländer. Dies hat den Sinn, dass die Leute nicht Wälder abholzen, um zu kochen.

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