SVP will einen Luzerner Ständeratssitz
SVP-Grüter wagt den Hosenlupf mit CVP-Gmür

SVP-Nationalrat Franz Grüter (55) will nach vier Jahren in die Kleine Kammer wechseln. Er greift den traditionellen Stöckli-Sitz der Luzerner CVP an und hofft auf eine gemeinsame Liste mit dem bisherigen FDP-Ständerat Damian Müller (34).
Publiziert: 10.04.2019 um 07:32 Uhr
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SVP-Nationalrat Franz Grüter möchte Ständerat werden.
Foto: Keystone
Andrea Willimann
Andrea WillimannBundeshaus-Redaktorin

Ja, er wagt es: SVP-Nationalrat und IT-Unternehmer Franz Grüter (55) will in seinem Kanton der CVP einen Ständeratssitz abjagen. Diese hatte Anfang Jahr ihre Nationalrätin Andrea Gmür-Schönenberger (54) nominiert. Sie soll den abtretenden CVP-Ständerat Konrad Graber (60) beerben. 

Klar ist, dass Grüter seine Kandidatur nicht gegen den von Damian Müller (34) gehaltenen Ständeratsitz der FDP richtet, zumal er offenbar auf eine Wahlempfehlung der Luzerner Liberalen hofft. Er greift vielmehr Gmür an, die eine andere Politik vertritt als Grüter und Müller.

Er will die Unternehmerstimme im Stöckli verstärken

Der frühere Präsident der Luzerner SVP ist schon lange als möglicher Ständeratskandidat gehandelt worden. Aber er wollte es sich gut überlegen: «Als Politiker, aber auch als Unternehmer, die in der Kleinen Kammer aus guten Gründen so rar sind», wie er BLICK vor Wochenfrist sagte.

Nun aber ist sich Grüter offenbar sicher. Seine Tätigkeiten als Verwaltungsratspräsident der «green.ch» hatte er schon 2016 reduziert.

Mann gegen Frau, Landschaft gegen Stadt, SVP gegen CVP: Das Duell Grüter-Gmür dürfte für Spannung im Luzerner Wahlkampf sorgen, wenn Grüter am 23. Mai nominiert wird. Beide sind gut betucht und werden einen aufwändigen Wahlkampf führen.

Beide haben Chancen

Gmür wie auch Grüter können sich aber auch berechtigte Hoffnungen machen, den Sitz für sich zu holen:

  • CVP-Gmür darf auf die Tradition zählen. Die CVP und die FDP teilen sich seit Jahrzehnten die Luzerner Standesstimme. Jeder Angriff von anderen Parteien scheiterte bis anhin. Kommt es zwischen den beiden Parteien wie bei früheren Wahlen zu gegenseitigen Wahlempfehlungen, steigen die Chancen der Stadtluzernerin massiv. Es könnte aber auch sein, dass die Geschäftsführerin einer Stiftung im ersten Wahlgang von anderen urbanen Kandidaten bedrängt wird und auf dem Land nicht durchdringt. So tritt für die SP Kantonalpräsident David Roth (33) an, ebenfalls ein Stadtluzerner.
    Schafft es Gmür nicht im ersten Wahlgang, könnte die CVP im zweiten Wahlgang einen anderen Kandidaten aufs Schild heben. In CVP-Kreisen wird bereits gemunkelt, dass CVP-Regierungsrat Guido Graf (60) dazu noch so gerne bereit wäre. Der Luzerner Hinterländer wurde vor zwei Wochen mit dem besten Resultat in die Regierung wiedergewählt. 

  • SVP-Grüter kann hingegen auf die Landschaft zählen. Aufgewachsen im ländlichen Ruswil und seit Jahren sesshaft in Eich, steht er den konservativeren Wählern auf dem Land näher als die Toggenburgerin. Grüter kann zudem mit seiner Unternehmer-Biografie und seiner Führungserfahrung punkten. Als Mitglied des Verwaltungsrates der Luzerner Kantonalbank ist er ausserdem mit den nötigen «gesellschaftlichen Weihen» gesegnet. Grüter pokert daher wohl auf eine Wahlempfehlung der FDP und einen Sieg im ersten Wahlgang.
    Auch in Bundesbern konnte sich Grüter in den vergangenen vier Jahren einen grossen Bekanntheitsgrad erarbeiten. Grüter ist der Finanz-Leader der SVP und in den Medien viel präsenter als Gmür.

Grüter und Gmür sind Wahllokomotiven

Wer aber auch immer im Duell obsiegt, beide können für ihre Parteien nur gewinnen. Grüter fährt nur das halbe Risiko und kandidiert auch als Nationalrat. Gmür möchte dies ebenfalls tun – die Partei liess den Entscheid im Januar aber noch offen. Unbestritten ist, dass CVP und SVP ihre Kandidaten auch als Wahllokomotiven im Kampf um die neun Nationalratssitze benötigen. Da der Kanton Luzern ein Mandat abgeben musste (bisher 10 Sitze), müssen nämlich beide Parteien befürchten, einen ihrer drei Sitze zu verlieren. 

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