Angestellte der Stadt Bern erhalten neu vier Wochen Vaterschaftsurlaub. Das hat der Berner Stadtrat mit grosser Mehrheit beschlossen und das entsprechende Personalreglement der Stadt Bern geändert. Der Gemeinderat wurde zudem beauftragt, eine Elternzeit von 16 Wochen zu prüfen.
Mit Ausnahme der SVP stellten sich alle Fraktionen hinter einen Vaterschaftsurlaub von vier Wochen. Bisher waren es drei Wochen, was im schweizweiten Vergleich bereits viel war.
Ratenbezug möglich
Die freien Tage kann der Vater bis zu einem Jahr nach der Geburt des Kindes in Raten und - sofern der Betrieb gewährleistet bleibt - in Teilzeit beziehen. Der vierwöchige Urlaub gilt auch für sogenannte Regenbogenfamilien, also Personen, die mit der Mutter oder dem Vater des Kindes in einer eingetragenen Partnerschaft leben.
Den Müttern gewährt die Stadt Bern 16 Wochen bezahlten Urlaub. Das sind zwei Wochen mehr als gesetzlich vorgeschrieben. Neu darf die Mutter den Urlaub ab der 15. Woche analog zum Vater flexibel beziehen.
«Die Stadt Bern muss in Sachen Elternurlaub eine Vorreiterrolle einnehmen», sagte Claude Grosjean (GLP) am Donnerstag. «Ich finde es beelendend, dass wir in unserem Land mehr für Kühe ausgeben als für Kinder», sagte Claudine Esseiva (FDP). Für SP und Grünes Bündnis ist der Vaterschaftsurlaub eine «Selbstverständlichkeit». Sie sehen die vier Wochen nur als ersten Schritt in Richtung gemeinsame Elternzeit.
Mehr Urlaub für Eltern mit erschwerten Bedingungen
Genau dazu überwies das Stadtparlament zwei Vorstösse. Einer beauftragt den Gemeinderat, eine Verlängerung des Urlaubs bei erschwerten Bedingungen zu prüfen - etwa bei einem Kind mit Behinderung oder bei einem alleinerziehenden Elternteil.
Der zweite verlangt die Prüfung eines 16-wöchigen Elternurlaubs. Eine solche Elternzeit sei überfällig und aus gleichstellungs- und gesellschaftspolitischen Gründen zwingend, waren sich die Mitte-Links-Parteien einig. Kritisiert wurde jedoch, dass im Vorstoss der Urlaub an die Beschäftigung der Eltern gekoppelt ist. Die GLP hat ihren Vorstoss deshalb von einer Motion in ein Postulat umgewandelt.
Noch hängig ist ein ähnliches Postulat von Parlamentariern aus verschiedenen Fraktionen. Sie haben vergangenen Juni ein Pilotprojekt für eine 24-wöchige Elternzeit gefordert. (SDA)