1,92 Promille. SVP-Vizepräsidentin Céline Amaudruz (37) fuhr im Zickzack von einem Pferderennen nach Hause, geriet in eine Polizeikontrolle – und landete schliesslich auf dem Posten. «Im Zustand der Verzweiflung», wie ihr Anwalt Christian Lüscher erklärt. Die für ihre Law-and-Order-Politik bekannte Nationalrätin aus Genf – sie forderte einst, Kriminelle mit einem Computerchip zu versehen – wehrte sich gegen die Gesetzeshüter, berief sich auf ihr politisches Amt und rief am Ende sogar ihren Parteikollegen, Bundesrat Guy Parmelin, von der Polizeiwache aus an.
Hinter den Kulissen diskutiert die Partei
Muss die Senkrechtstarterin aus der Romandie jetzt um ihre Führungsrolle innerhalb der SVP fürchten? Ein solches Fehlverhalten entziehe ihr die Glaubwürdigkeit, heisst es innerhalb der Partei. Und: Hinter den Kulissen laufen offenbar Diskussionen, wie man mit dem Verhalten der Vizepräsidentin umgehen soll.
Trotzdem: Die SVP schluckt die Suff-Fahrt vorerst. Präsident Albert Rösti (49) und Fraktionschef Adrian Amstutz (63) haben sich Céline Amaudruz gestern zur Brust genommen. «Herr Amstutz und Herr Rösti haben mir ihr Vertrauen ausgesprochen», sagt Amaudruz zur Westschweizer Zeitung «Le Temps».
Einen Freund, nicht den Bundesrat zu Rate gezogen
Nebst der alkoholisierten Fahrt besonders problematisch ist die mutmassliche Amtsanmassung der Volksvertreterin. SVP-Generalsekretär Gabriel Lüchinger (39) beschwichtigt: «Uns hat das Telefonat mit Bundesrat Guy Parmelin zwar auch etwas erstaunt. Es ist jedoch tatsächlich so, dass Parmelin und Céline Amaudruz sehr gut befreundet sind, und sie ihn wohl einfach um Rat gebeten hat.»
Die SVP halte sich offen, Massnahmen zu ergreifen. «Aber jetzt warten wir erst einmal das Resultat der behördlichen Verfahren ab», so Lüchinger.