«Zielorientiert auch im Grossen Rat» – mit diesem Slogan umwirbt die SVP-Politikerin Cornelia Büchi (59) aus Uesslingen TG die Wähler im Thurgau. Am 15. März will Büchi, die Vorstandsmitglied der Thurgauer SVP ist, in den Kantonsrat gewählt werden. Die aktive Sportschützin unterstreicht diese Aussagen auch im Bild: Dieses zeigt sie mit einem alten Sturmgewehr 57.
Auf einem Wahlplakat hält sie dieses wie eine Trophäe, auf einem anderen Sujet zielt sie sogar auf den Betrachter. «Mal ein bisschen Abwechslung in der Wahlwerbung», kommentiert Büchi die Auswahl auf ihrem Facebook-Account.
Manche fühlen sich ans Zuger Attentat erinnert
Abwechslung – mag sein. Doch kommt die gar nicht gut an. «Ich bin schockiert: Das letzte Mal, als ein Sturmgewehr in einem Kantonsrat war, starben 14 Menschen!», schreibt ein User in Anspielung auf das Zuger Attentat vom September 2001, bei dem Friedrich Leibacher im Kantonsrat 14 Menschen erschoss. «Geschmacklos, peinlich und unverzeihlich» sei das Sujet.
Auch auf Twitter wird Büchi kritisiert – nicht nur von Waffenkritikern. Ein User schriebt: «Werte @svptg. Das finde ich sogar als Sportschütze geschmacklos. Bei guten Wahlplakaten ist die Dame nicht sehr treffsicher - um das Wording mal so zu übernehmen.» Und der St. Galler BDP-Kantonsratskandidat Marc Willi fragt sich, ob das Sujet Satire sei oder jemand einen «Knall» habe.
«Wollte niemandem wehtun»
Büchi selbst ist erstaunt über die Reaktionen: «Das Plakat, auf dem ich die Waffe im Arm halte, steht nur vor dem Schützenhaus in Frauenfeld», sagt sie zu BLICK. Auf allen anderen Plakaten posiere sie ohne Waffe. Das Sujet, auf dem sie ziele, sei sogar nur per Mailing an aktive Schützen gegangen. «Das hätte ich auch niemals als Plakat aufgestellt.»
Dass jemand, der beim Thema Waffen sofort ans Zuger Attentat denke, sich davon gestört fühlen kann, verstehe sie sogar, so Büchi. «Als aktive Schützin verbinde ich Waffen mit Sport, nicht mit Gewalt.» Und versichert: «Ich wollte niemandem wehtun damit.»
Thurgau hat aktive Schiesssportgemeinde
Andere Betrachter der Bilder fragen sich, ob Büchi mit einem solchen Plakat nicht eher in die USA passen würde. Tatsächlich posieren dort Politiker, die der Waffenlobby der National Rifle Association NRA nahestehen, gern mit Pistolen und Gewehren. Und finden so Wähler.
Das dürfte auch Büchi gelingen, wie das Onlineportal «Die Ostschweiz» schreibt: «Strategisch ungeschickt ist das ungewohnte Wahlmotiv wohl nicht. Die Schiesssportgemeinde ist im Kanton Thurgau aktiv und wird eine der ihren wohl geballt unterstützen.»
Dass die Kombination Frau – Waffe durchaus ankommt, zeigt das Beispiel der Zürcher SVP-Politikerin Camille Lothe (26). Sie wurde durch ein Video, in dem sie in pinkfarbenem Ambiente Waffen hält, schweizweit bekannt. Doch auch sie musste Kritik dafür einstecken. (sf)