SVP-Politikerin Fehr unterstützt AL-Initiative
Bei der Kinderbetreuung schlägt ihr Herz ganz weit links

Die Kinderbetreuungs-Initiative der Alternativen Linken will im Kanton Zürich Unternehmen in die Pflicht nehmen, eine Betreuungsabgabe zu leisten. Sie bekommen sogar Unterstützung aus einem prominenten SVP-Haushalt.
Publiziert: 02.09.2016 um 15:58 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 18:44 Uhr
Unterstützerin der Kinderbetreuungsinitiative Ursula Fehr mit ihrem Ehemann Hans Fehr
Foto: Paolo Foschini
Simon Huwiler

Es ist doch eher selten, dass eine Rechtspolitikerin eine Initiative einer linken Partei unterstützt. Noch weniger, wenn die Initiative von «Linksextremisten» stammt, wie Mörgeli einst in der «Weltwoche» die Alternative Liste bezeichnete.

Doch für die SVP-Politikerin Ursula Fehr gelten andere Kriterien. «Ich habe es selbst erlebt», sagt die Gemeindepräsidentin von Eglisau ZH zu BLICK. Damals, als junge Mutter, wollte die Gattin von alt Nationalrat Hans Fehr (ebenfalls SVP) Teilzeit als Lehrerin und später als Journalistin weiterarbeiten. «Ich bin aber in bürgerlichen Kreisen aufgewachsen und dies stiess auf wenig Verständnis und Akzeptanz.» Horte gab es zu dieser Zeit auf dem Lande kaum.

Ursula Fehr mit ihrem Grosskind
Foto: zVg

Mittlerweile sind zwar Krippen wie Pilze aus dem Boden geschossen, mitgewachsen sind aber auch die Preise. In städtischen Gebieten können die Betreuungskosten durchaus das Einkommen wieder auffressen. «Ich sehe es jetzt bei meiner Tochter, die selbst zwei Kinder hat», sagt Fehr.

«Diese Generation ist noch besser ausgebildet, da kann es doch nicht sein, dass eine Frau nicht arbeiten gehen kann, weil die Preise für die Krippe zu teuer sind.» Und sie äussert auch Kritik an ihrer Partei. «Bürgerliche Kreise, vor allem die SVP, möchten heimische Arbeitskräfte bevorzugen. Da kann man aber nicht auf Frauen verzichten.»

Wirtschaft nicht erfreut

Mit der Initiative «Bezahlbare Kinderbetreuung für alle» der AL soll dieser Missstand behoben werden. Die Idee der Initianten: Jedes Zürcher Unternehmen bezahlt zwischen 0,2 und 0,5 Prozent der AHV-pflichtigen Lohnsumme in einen Fonds.

Dieses Geld kommt Kindertagesstätten, Mittagstischen und anderen Betreuungsangeboten zugute und entlastet dadurch das Portemonnaie der Eltern. Dass die Initiative bei der Wirtschaft nicht gut ankommt, versteht sich von selbst, aber auch der Zürcher Kantonsrat empfiehlt ein «Nein» gegen die «Krippensteuer» einzulegen.

Ursula Fehr hingegen lässt sich daraus nicht aus der Ruhe bringen, sie kämpft weiter. Einige Unternehmen würden Mütter ja bereits fördern und Krippen anbieten. «Kleinere Unternehmen können sich das jedoch oft nicht leisten, möchten aber trotzdem etwas dazu beitragen. Mit dieser Initiative haben sie die Möglichkeit.»

Die Kritik kam prompt

Für ihr Engagement erhielt Fehr nicht nur Lob. «Viele haben sich gewundert, manche haben mich auch gerügt, dass ich diese Initiative unterstütze.» Als Politikerin ist für sie aber klar, dass man diese Kritik ertragen muss, «da muss man Rückgrat haben».

Und wie reagierte ihr Mann Hans Fehr, bekannt für seine stramme SVP-Linie, als er davon hörte? «Der hat grosse Augen gemacht», erinnert sich Frau Fehr an das Gespräch, «aber nicht zum ersten Mal» fügt sie gleich an. Ein Problem sei dies hingegen nicht, «wir diskutierten darüber, akzeptieren aber unsere manchmal gegensätzlichen Meinungen».

Bis zum Abstimmungssonntag vom 25. September wird Mutter und mittlerweile Grossmutter Fehr ihre beiden Grosskinder hüten – damit Tochter Nina trotzdem arbeiten gehen kann. «Kinder sind ein unglaublicher Schatz! Die bescheidenen Beiträge, welche die Unternehmen durch diese Initiative bezahlen müssten, sind gut investiertes Geld», ist sie sich sicher.

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