Zwei Monate vor den Wahlen gibt eine Partei klar den Takt vor: Praktisch täglich weist die SVP auf das «Asylchaos» hin. Andere Themen gehen unter. Und wenn es mal ruhig ist, präsentiert die Partei ihren Wahlkampfsong: «Wo e Willy isch, isch ou e Wäg!» Das passt nicht allen.
Ausgerechnet der Zürcher SVP-Präsident, Nationalrat Alfred Heer, wehrt sich gegen den einseitigen Wahlkampf. «Die SVP Schweiz hat sich auf die Flüchtlinge und die EU eingeschossen. Dies reicht nicht», sagt er im SonntagsBlick.
Die Asylfrage sei ein «wichtiges Thema». Aber, so Heer: «Es gibt daneben andere grosse Herausforderungen. Im Kanton Zürich zum Beispiel den Finanzplatz.» Die Wähler würden auch da Antworten von der SVP verlangen.
«Sonst unterstützen sie andere Parteien, die dort auftrumpfen.» Heer hat beim Wahlkampfsong mit Plüschhund Willy nicht mitgemacht. Der Stil nervt ihn. «Das Lied und der Plüschhund sind doch eher gaga und eine Trivialisierung.» Die Kantonalparteien hätten dabei kaum mitreden können.
Die happigen Vorwürfe gehen an die Parteileitung. Präsident Toni Brunner war für eine Stellungnahme nicht erreichbar, Wahlkampfleiter Albert Rösti spielt die Sache herunter.
Es sei der SVP ein «zentrales Anliegen, im Zeichen der Frankenstärke Arbeitsplätze zu sichern», sagt der Berner Nationalrat Rösti. Neben dem Kampf gegen den «schleichenden EU-Beitritt» und der Asyl- und Ausländerthematik sei das einer der drei Kernpunkte. Man habe aber festgestellt, dass die EU-Frage «aktuell nicht so stark mobilisiert». Das Thema Asyl sei aufgrund der aktuellen Situation das wichtigste Thema.
Zur Kritik am Stil hält Rösti fest: «Dass Willy und unser Wahlkampfsong nicht allen gefallen, war abzusehen.» Das Konzept Willy sei mit Vertretern der Kantone ausgearbeitet worden. Die SVP funktioniere «demokratisch», doch «die Wahlleitung entscheidet über die Detailumsetzung». Wie sicher sitzt diese heute im Sattel?
BLICK sprach mit SVP-Parlamentariern. Auffallend: Auch redselige Volksvertreter schweigen und wollen keine Position beziehen. Manche finden Heers Kritik teilweise berechtigt, andere ärgern sich, dass er damit an die Öffentlichkeit ging. Mit dem Schaffhauser Thomas Hurter äussert sich aber der profilierteste Sicherheitspolitiker der Partei. Er sagt: «Alfred Heer hat insofern recht, dass es auch andere sehr wichtige Themen gibt.»
In Schaffhausen seien die Auswirkungen des starken Frankens, Sicherheit, Stabilität und Verkehr «mindestens so zentral wie die Asylproblematik». Wie Heer hat Hurter bei der Sing-Aktion nicht mitgemacht. «Auch von Maskottchen Willy bin ich wenig begeistert.» Vielleicht liegts am Kanton: Hannes Germann, Schaffhauser Ständerat, äussert sich im selben Sinn wie Hurter.