Magdalena Martullo-Blochers (48) Angriff auf die flankierenden Massnahmen kommt parteiintern schlecht an. «Das war ein politischer Fehler», sagen mehrere SVP-Mitglieder. Der «Kronprinzessin» öffentlich die Stirn zu bieten, das traut sich aber keiner.
Die SVPler kritisieren sie nur anonym. «Es war schlichtweg falsch, alleine auf die Gewerkschaften zu schiessen», erklären sie. Doch niemand hatte den Mut, der Tochter von Parteivordenker Christoph Blocher (77) klarzumachen, dass sie so den Linken nur unnötig Munition liefere im Kampf um die Personenfreizügigkeit.
Rösti geht Brunners Instinkt ab
Auch niemand, der ein Parteiamt bekleidet, hat den Stellenwert, Blocher und seiner Tochter entgegenzutreten. Parteipräsident Albert Rösti (50) mag so sympathisch wirken wie Vorgänger Toni Brunner (43). Dessen Instinkt für Provokation und Kommunikation hat er aber nicht.
Doch wer die SVP wie Rösti nur verwaltet, kann nicht mit Blochers Gehör rechnen. Er muss damit leben, dass er übergangen wird. Etwa, wenn Martullo oder gar ihre Ems-Chemie im Namen der SVP Schweiz bei den Medien interveniert. Rechtlich ist die Blocher-Tochter dazu zwar nicht befugt. Und die Ems noch viel weniger. Rösti gesteht dann zwar ein, dass er wieder einmal von allem nichts wusste. Dennoch macht er gute Miene zum bösen Spiel.
Ihr fehlt das «Gschpüri»
«Wir produzieren grad 'Martullo und die schwachen Männer'», witzelt eine Parteigängerin in Anspielung auf eine bekannte Zeichentrickserie.
Dabei – und das unterstreichen dieselben SVP-Parlamentarier – sei Martullo von den prominenten Neo-Nationalräten der Partei die einzige, die richtig überzeuge. Immer wieder betonen sie, wie fleissig sie ist, wie sehr sie sich in die Dossiers kniet und dass «Martullo weiss, wovon sie redet». Aber ein gewisses politisches «Gschpüri» gehe ihr noch ab, weshalb sie auch mal überschiesse.
Keiner will Papas Stolz trüben
«Wir haben doch alle den stolzen Vater gesehen», sagen sie mit Blick auf die alljährliche SVP-Kadertagung im thurgauischen Hotel «Bad Horn» von Anfang Jahr. Martullos Präsentation sei gut gewesen, heisst es unisono. Da habe sie aber angeprangert, dass von Gesamtarbeitsverträgen, die mit den flankierenden Massnahmen eine Aufwertung erhielten, auch Arbeitgeberverbände finanziell profitieren.
«Hier sind wir beim Grundproblem», so eine SVP-Parlamentarierin. Herz und Hirn der Partei sei nach wie vor alt Bundesrat Christoph Blocher. Ein wichtiger Geldgeber auch. Wenn «Papa Blocher vor Stolz feuchte Augen bekommt», sei keiner da, der es wage zu sagen, Tochter Martullo analysiere zwar gut. Aber politisch sei derzeit kontraproduktiv, den Lohnschutz für die Arbeitnehmer zu verteufeln.