Nach den Wahlflops in Luzern, Baselland und Zürich rückt die SVP zusammen. Nach dem Führungswechsel im grössten Kanton folgt in St. Gallen eine faustdicke Überraschung.
SonntagsBlick weiss: Anfang Woche tagte die Parteileitung des Ostschweizers Kantons. Mit dabei Toni Brunner (44) als Mitglied der Parteileitung. Der ehemalige Nationalrat wurde an der Sitzung als kantonaler Wahlkampfleiter für den Nationalratsurnengang im Oktober vorgestellt.
«Absoluter Wunschkandidat»
Von 2008 bis 2016 war Brunner Präsident der grössten Partei der Schweiz. Im letzten November gab er seinen Rücktritt als Nationalrat bekannt. Seinen Abgang nutzte er für einen lärmigen Rundumschlag. Gegen alt Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf (63, BDP) und Ex-FDP-Chef Philipp Müller (66). Von beiden fühlte sich das SVP-Aushängeschild verraten. Gleichzeitig punktete er mit der Ansage, er mache «einen Schritt raus aus dem Rampenlicht».
Knapp fünf Monate später hat er es sich offensichtlich anders überlegt. Brunner ist zurück im Politikgeschäft. Walter Gartmann (50), Präsident der SVP St. Gallen, bestätigt: «Toni Brunner war mein absoluter Wunschkandidat. Der Wahlkampfleiter ist für mich eine der wichtigsten Personen im Wahljahr.»
Brunners Partnerin will in den Nationalrat
Brunner könne Menschen begeistern und entsprechend mobilisieren. «Und darum geht es, wenn wir wieder mehr Leute an die Urne bringen wollen», so der Kantonsrat. Und was gebe es besseres, als einen derart erfahrenen Politiker an Bord zu haben, der keine eigenen Ambitionen mehr verfolge?
Ins gleiche Horn stösst SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel (53, SG): «Wir brauchen die besten Leute, um unsere Basis zu mobilisieren. Die Ernennung Toni Brunners zum Wahlkampfchef ist garantiert ein Signal, das über den Kanton St. Gallen hinaus gehört wird.»
Was damit aber auch klar ist: Die Nationalratswahlen werden in St. Gallen für die Rechtspartei zur Familiensache. Brunners Partnerin Esther Friedli (41) kandiert für die SVP. Nach einer erfolglosen Bewerbung für den Regierungsrat vor drei Jahren versucht die PR-Beraterin und Gastronomin jetzt den Sprung in die grosse Kammer.
Blocher wird sich freuen
Ob es dieses Mal reichen wird, ist fraglich. Wie in anderen Kantonen ist die SVP auch in St. Gallen unter Druck. Toni Brunner wird seine ganze Erfahrung brauchen, um eine Niederlage im Herbst zu verhindern.
Freuen über das Comeback wird sich Christoph Blocher (78). Der alt Bundesrat hat immer wieder deutlich gemacht, wie stark er den Rückzug seines Ziehsohns und langjährigen Vertrauten bedauert.