Luzi Stamm (67) hat noch nicht genug: Trotz der Koks- und Falschgeld-Affäre will der SVP-Nationalrat nochmals ins Parlament einziehen. Dass ihn seine eigene Partei nicht mehr dort sehen will, stört ihn nicht: Er kandidiert auf einer eigenen Liste. Und schreckt für sein grosses Ziel vor nichts zurück.
In der Gratiszeitung «Badener Woche» schaltet Stamm ein vierseitiges Inserat. Dort wirbt er ungeniert mit dem verstorbenen Kinderarzt Beat Richner, wie die «Aargauer Zeitung» schreibt. Richner (1947–2018) und Margrit Fuchs (1917–2007), die ein Hilfswerk in Ruanda geführt hat, hätten Stamm gewählt, heisst es dort. Wenn sie denn noch leben würden.
«Sie hatten ein sehr nahes Verhältnis zu Luzi Stamm», heisst es im Inserat, das von einem Wahlhelfer verfasst wurde. Der angebliche Beleg für das nahe Verhältnis: «Immer um die Weihnachtszeit haben Richner, Fuchs und Stamm miteinander telefoniert.»
Annonce nicht abgesprochen
Das sei nicht der einzige Kontakt gewesen, sagt Stamm zum BLICK. «Wir haben uns auch schon auf einer Raststätte getroffen, und ich konnte ihm im Parlament helfen.» Die Annonce sei nicht mit Richners Verwandten oder dessen Stiftung, die ein Kinderspital betreibt, abgesprochen gewesen. Ob Wahlwerbung mit Toten pietätslos sei, zu dieser Frage will sich Stamm nicht äussern. «Das muss jeder selber entscheiden.»
Für die Stiftung von Beat Richner ist der Fall klar. «Die Wahlwerbung ist pietätlos», schreibt Präsident René Schwarzenbach. Es ist auch fraglich, wie eng die Beziehung wirklich war. «Telefongespräche zwischen Beat Richner und Luzi Stamm sind mir und der Stiftung nicht bekannt.»
Nairobi berichtet aus Bern
Auch sonst mutet Stamms Inserat, das gleichzeitig die Titelseite der Gratiszeitung ist, skurril an: Es enthält eine Zuschrift eines gewissen Mark Baur (62), der die Koks-Affäre zurechtzubiegen versucht. Baur zitiert dafür einen anonymen Crêpe-Verkäufer auf dem Bundesplatz. Nach Stamms Aktion gebe es keine Drogendealer mehr vor dem Bundeshaus, sagt dieser.
Der Autor des Textes kandidiert ebenfalls auf Stamms Liste. Als Wohnort gibt er Nairobi in Kenia an. «Mark Baur hat sich wahnsinnig aufgeregt, als ich ihm die Geschichte vom Crêpe-Verkäufer erzählt habe. Darum hat er sie aufgeschrieben», klärt Stamm auf.
Am 20. Oktober finden die eidgenössischen Parlamentswahlen in der Schweiz statt. Die insgesamt 200 Sitz im Nationalrat werden nach Anzahl Bevölkerung auf die Kantone verteilt und müssen neu gewählt werden. Auch die 46 Sitze des Ständerats werden neu vergeben.
BLICK bietet rund um die Uhr die aktuellsten Informationen zum Wahlkampf, der politischen Themenagenda der Parteien und Kandidaten, der Sitzverteilung im Parlament und den Wahlergebnissen.
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