A, B, AB oder 0. Während Jahrzehnten war die Blutgruppe jedes Schweizer Soldaten auf seiner metallenen Erkennungsmarke eingraviert. Und nicht nur die: Name, Geburtsdatum, Nationalität und die AHV-Nummer wurden seit jeher aufgeführt. Früher auch der Bürgerort oder auf Wunsch des Soldaten sogar die Konfession.
Die Erkennungsmarke, der sogenannte «Grabstein», ist dazu da, die Armeeangehörigen im Ernstfall zu identifizieren. Seit 1953 gehört die Plakette aufgrund der Genfer Abkommen zur militärischen Ausrüstung.
Blutgruppe gestrichen
Doch mit der «Armee 95»-Reform wurden die Angaben auf der Erkennungsmarke entschlackt, auch die Blutgruppe wurde dabei gestrichen. SVP-Nationalrat Erich von Siebenthal (60) will dies nun wieder ändern: «Die Blutgruppe gehört als lebensrettende Information wieder auf die Erkennungsmarke der Armeeangehörigen eingraviert», fordert er in einem Vorstoss.
Weltweit würden Soldaten die Blutgruppe gut sichtbar auf ihrer Uniform tragen, damit die Sanitäter sie im Ernstfall so rasch wie möglich mit einer passenden Bluttransfusion versorgen können, argumentiert der Berner.
Verzicht wegen Datenschutz
Doch warum wird seit über 20 Jahren auf die Blutgruppen-Angabe überhaupt verzichtet? Die Antwort: Aus Gründen des Datenschutzes.
Doch das war nicht die einzige Überlegung, wie Armeesprecher Stefan Hofer erklärt: «Die Blutgruppe wird – neben rechtlichen Aspekten – auch deswegen nicht mehr aufgeführt, weil bei einem allfälligen sanitarischen Ereignis die Blutgruppe direkt vor Ort bestimmt wird, was die Aufführung der Blutgruppe umso mehr überflüssig macht.» Mit den heutigen technischen Mitteln könne die Blutgruppe vor Ort schnell und sicher bestimmt werden.
Seitens der Armee bestünden jedenfalls keine Pläne für eine Anpassung, so Hofer. Er betont, dass es derzeit «keine rechtliche Grundlage zum Aufführen der Blutgruppe auf der Erkennungsmarke gibt». Und er stellt klar: Auch im Personalinformationssystem der Armee werde die Blutgruppe nicht erfasst.
Von Siebenthal: «Es geht um Menschenleben»
Von Siebenthal lässt sich davon nicht beirren. «Dass man wegen des Datenschutzes auf die Angabe der Blutgruppe verzichtet, ist nicht verhältnismässig – immerhin geht es um Menschenleben», so der SVP-Mann. «Auch in Friedenszeiten kann im Militär schnell einmal ein Unfall geschehen, bei welchem rasch gehandelt werden muss.»
Er nennt noch einen weiteren Aspekt: «Angesichts der erhöhten Terrorgefahr kann ein militärischer Ernstfall schneller eintreffen, als man meint.»
Schweizer als Exoten
Support erhält der SVP-Politiker von Peter Forster, dem Chefredaktor der Militärzeitschrift «Schweizer Soldat». Auch er trauert der Blutgruppen-Kennzeichnung nach.
Viele Armeeangehörige könnten nicht verstehen, dass diese Angabe nicht mehr aufgeführt werde, sagt er. Gerade im Krieg könne die Blutgruppe auf der Marke oder sogar auf dem Kampfanzug Leben retten – «theoretisch sogar im Frieden bei schweren Unfällen».
Die meisten Armeen der Welt würden die Blutgruppe so bezeichnen, dass diese in einem Gefecht oder bei einem Unfall sofort zu erkennen sei, erklärt Forster. «Die amerikanischen Marines machen das sogar mehrfach.»
Und er fügt an: «Ich diente oft im Ausland, auch in der Nato. Wir Schweizer waren ohne Blutgruppe auf dem Kampfanzug Exoten.»